Ein Fortsetzungsroman
Von Akif Pirinçci und Andreas Porschen

FOLGE 1

Jetzt sind sie tot, alle sind tot … stellt er fest. Der Nebel lichtet sich allmählich, Sonnenlanzen stechen durch die Schwaden hindurch. Die vielen Windräder auf dem unendlich scheinenden Acker, wie riesenhafte Zeugen einer monumentalen Schlacht, laufen auf Höchstleistung: Wummm … Wummm … Wummm … Sie liegen alle da, weit zerstreut, sehr viele Löcher in ihren Leibern, neben ihnen ihre Waffen. Nein, das hätte nicht sein müssen, es hätte anders kommen müssen, denkt er, ganz, ganz anders.

Dann preßt er die Mündung der Pistole an seine rechte Schläfe …

Vier Monate vorher

10:30 Uhr.

Sein Handy vibriert und läßt Bob Marleys “Buffalo Soldier” durch die knapp 30 Quadratmeter große Wohnung mit Möbeln im Kolonialstil leiern. Das mit den 30 Quadratmetern ist reine Theorie. Die stehen zwar so im Mietvertrag, doch Ferdinand Fahrenhold, 29 Jahre alt, sehr schmal, blond-gelocktes, schulterlanges Haar und dem Ansatz einer kahlen Tonsur, hat da seine Zweifel. Er glaubt, daß es in Wahrheit nicht mehr als 27 Quadratmeter sind. Allerdings ist er auch zu faul, um die Scheißbude nachzumessen. Außerdem müßte er dafür ein Metermaß kaufen, wozu er erst recht keinen Bock hat.

Er erhebt sich vom Sofa, auf dem er beim Betrachten der Mädels auf “Met Art Models” auf dem Handy vorige Nacht eingeschlafen ist. Wie jede Nacht. Er ist immer aufs Neue überrascht, daß derart überirdisch geile Frauen sich nackt und ihre akkurat rasierten Muschis einfach so für die ganze Welt photographieren lassen – bei einigen von ihnen schimmert sogar ein bißchen der Scheidenausfluß durch. Wie kommen diese sexistischen Dreckssäue, die sich Fotografen nennen, überhaupt an solche Raketen-Weiber ran? Und geht nach dem “Shooting” die große Orgie los? Trotz Stabilisator im Handy sind seine eigenen Photos immer verwackelt.

Heute, an einem Samstag, arbeitet Ferdinand in einer Einkaufspassage unter einem Pavillon, um Spendengelder für Kinder mit seltenen Erbkrankheiten zu sammeln. Aber er ist müde, sehr müde, “Born Slippy” ist sein Lieblingssong und die kongeniale Beschreibung seiner Natur. Nicht nur die hohe Verantwortung im Job, auch das psychisch sehr herausfordernde Sozialpädagogik-Studium, das er schon einige Male wegen einer Panikstörung und depressiven Episoden unterbrechen mußte, hindern ihm daran, voranzukommen, obwohl er nicht einmal eine nebulöse Vorstellung davon hat, was sein Ziel ist.

Hinzu gesellen sich eine bleierne, fast lähmende Schwere im Kopf und eine latente Atemnot bei akuter Überlastung oder das Gefühl, dem inneren und äußeren Druck nicht standhalten zu können. Gut, das ständige Kiffen tut sein Übriges.

Ferdinand ist aber kein Faulenzer oder Drückeberger. Im Gegenteil: Zweimal wöchentlich fährt er für einen sozialen Transportdienst auf 450-Euro-Basis ältere Menschen zum Seniorentreff oder Asylbewerber zum Hausarzt. Gesellschaftliche Teilhabe muß ebenso die Älteren miteinbeziehen, ist sein Motto. Auch wenn er sich manchmal die Frage stellt, wieso diese alten Nazi-Omas, die von ihrem bißchen Rest-Leben so viel mitkriegen wie Blinde in einer Picasso-Ausstellung von Picasso, noch soziale Kontakte pflegen müssen, während sie beim Wiederkäuen der Erzählungen über ihre vor 15 Jahren verstorbenen Nazi-Ehemänner in ihre Windeln pissen. Er fragt sich wirklich, warum man diese Scheintoten nicht einfach in ihrer Scheiße im Altersheim verrotten läßt.

Das ist natürlich ein schlimmer Gedanke, und wenn Ferdinand so etwas denkt, schämt er sich auch ungemein, worauf er sich sofort zu der Vorstellung zwingt, daß diese greisen Damen einst auch so umwerfend aussahen wie die Met-Art-Raketen. “Apropos Met-Art” ist dann gewöhnlich der anschließende Gedanke, da könnte er wieder mal reinschauen.

Oft fühlt sich Ferdinand einfach total erschlagen von allem, als läge er unter einem Felsen begraben. Dann wünscht er sich, daß all diese Ansprüche, die unsere knallharte Leistungsgesellschaft an junge Menschen stellt, im Nebel seines Marihuana-Qualms verschwänden, ja, sich in Luft auflösten. Oder er träumt sich in seine glückliche Kindheit in Karsthausen zurück, in der er mit einem Nutella-Brötchen in der Hand Dokus im Fernsehen über Monstertrucks guckte, die wie Panzer über normale Autos fuhren und sie allesamt plattmachten. Später hat ihm seine Mutter auch Monstertrucks in der Matchbox-Version bei Allkauf gekauft.

An diesem Morgen fühlt er sich wieder vom Sofa geschmissen und gepeitscht, in die Brutalität des nackten Seins gestoßen. Um fällige Rechnungen und die Miete zu bezahlen. Dabei sollte Wohnen doch ein Menschenrecht sein. “Was erlauben sich diese Vermieterschweine, mir dieses Rattenloch überhaupt in Rechnung zu stellen?!” schreit es in Ferdinand auch an diesem Morgen, als er aus dem Fenster der Küchenecke auf eine graue Graffiti-beschmierte Wand starrt. Er weiß nicht, was die Graffiti darstellen soll. Ein paar übergroße Buchstaben sind darin unscharf auszumachen, aber sonst ähnelt das Ganze einer Nahaufnahme von Kotze.

Ferdinand ordnet sich als einen friedfertigen Kerl ein, aber seinen Vermieter, Herrn Fisch, diese typisch deutsche, grillwurstfressende und bierfurzende Drecksau, dieser kackdreiste Kapitalist, der aus seinem zufälligen Wohlstandserbe ein Wuchergeschäft hochgezogen hat, würde er am liebsten mit einem Kantholz aufs Laminat schicken und ihm anschließend die Augen ausdrücken.

Schon bei der Wohnungsbesichtigung damals fielen Ferdinand die geplatzten Adern im Auge seines unter Bluthochdruck und Fettleibigkeit leidenden Vermieters auf. Das war als er von Karsthausen in die Großstadt zog. Und dieses Arschloch lebt immer noch und kommt alle ein paar Monate mit frischer Bräune aus Malle zurück, dieser Scheiß-Bonze. Da sollte man nachhelfen, findet Ferdinand. Wieso muß es überhaupt diese Medikamente und Therapien geben? Es wäre doch auch im Sinne der Natur, wenn man solche Menschen einfach sterben ließe.

Mit geballter Wut im Bauch schleppt sich Ferdinand ins abstellkammerkleine Badezimmer. Manchmal stellt er sich auch vor, ein Fettklumpen oder ein Gerinnsel in der Aorta seines Vermieters zu sein, welches allmählich in den Vorhof gelangt und das Herz explodieren läßt, so als hätte man es 10 Minuten in die Mikrowelle gesteckt. Ferdinand kriegt jedes Mal das ultimative Kotzen, wenn er die monatliche Miete überweist. Mit dem Geld würde er sich lieber den Arsch abputzen.

Auf der Toilette sitzend und die neusten Artikel der taz auf dem Handy überfliegend, bemerkt Ferdinand seine morgendliche Erektion, aber beim Gedanken an die Plauze im Boss-Poloshirt ist ihm jede Lust aufs Wichsen vergangen. Und Wichsen ist für ihn normalerweise ein morgendliches Ritual, das er mittags und abends wiederholt. Schließlich braucht der Mensch eine Struktur.

Seitdem ihn seine Freundin Lisa, eine ehemalige große Nummer im Ortsverein der Grünen in Karsthausen, für einen jungen Bio-Bauern ohne Haarausfall vor Jahren verlassen hat, verlagert Ferdinand die ihn immer wieder auch irritierende und schambehaftete sexuelle Kraft, die in ihm tobt und die er kaum zu bändigen weiß, auf Selbstbefriedigung. Nach außen hin gibt er sich zwar immer so, als würde er seiner Ex-Freundin das neue Beziehungsglück vom Herzen gönnen, innerlich jedoch wünscht er ihr einen tödlichen Traktor-Unfall oder so etwas in der Art an den Hals.

Für Ferdinand ist Lisa nämlich eine Verräterin ihrer großen Liebe, die jetzt mit so einem satt subventionierten Arschloch ins Bett hüpft. Immer wenn sie neue Photos auf Facebook von ihrem Scheiß-Hof postet, überlegt Ferdinand für einen kurzen Moment, ob er sich nicht ein Bahn-Ticket besorgen, nach Karsthausen fahren und diesen Scheiß-Hof in Brand setzen soll.

Ferdinand kann bis heute nicht nachvollziehen, wieso Lisa ihn ausgerechnet für so einen ungebildeten Kartoffelkopf, der die große Kohle in Wahrheit mit der Pacht seines Ackerlandes für das Aufstellen von Windrädern einstreicht, sitzengelassen hat. Der hätte bestimmt nicht wie er damals mitten in der Nacht mit Lisa extra nach Frankfurt gereist, um noch vor der Eröffnung des Thalia-Buchladens für den frisch erschienenen “Harry Potter und der Gefangene von Askaban” vor der Tür zu campieren. Solche Kriegsgewinnler in grünem Pelz lesen, wenn überhaupt, nur ihre prallen Kontoauszüge. Der würde bestimmt nicht wie er seinerzeit Lisa Liebesgedichte schreiben – auch wenn sie mit rotem Stift alle Rechtschreibe- und Grammatikfehler darin unterstrichen und verbessert hatte. Fand er auch ein bißchen komisch. Und dann war da die Sache mit der Bundesgartenschau, zu der er sie mitnahm, weil er gedacht hatte, Frauen und Blumen, das wird ihr bestimmt gefallen. Aber gleich am Anfang bekam Lisa dort einen Mords-Asthmaanfall, daß er schon dachte, es ist um sie geschehen. Als sie sich später erholt hatte, und er sie fragte, wogegen sie denn um Himmelswillen so schlimm allergisch sei, antwortete sie “gegen Pflanzen”.

Da fühlt er sich irgendwie doppelt betrogen von Lisa. Dabei hatte er sie so geliebt, daß er sich hätte vorstellen können, irgendwann Kinder mit ihr zu haben, obwohl er Kinder haßt als alles andere Lebendige auf dem Planeten. Diesen Jan, so heißt das Bio-Schwein, das natürlich so bio ist, daß es unbedingt einen Mercedes-SUV mit einer protzigen Büffel-Stoßstange vorne fahren muß, sollte man enteignen, samt Hof und Lisa, und irgendwo in die Gosse befördern, wo es sich zwischen Kartons, Heroinspritzen und in Teppichböden eingewickelt den Arsch abfriert.

Ferdinand stellt sich auch manchmal vor, wie er für einen Tag König von Deutschland wäre und all die zu Unrecht erworbenen Reichtümer wohlhabender Männer einsammelt. Dann würde er sich erst mal Haare transplantieren lassen. Da wo der Jürgen Klopp das auch gemacht hat. Und dann würde Lisa schon einsehen, daß sie einen fundamentalen Fehler gemacht hat. Jahaha, auf allen Vieren käme sie wieder angekrochen.

11:08 Uhr.

Ferdinand steht vor dem Spiegel und verpaßt sich den letzten Schliff. Langsam streift er sich mit einer Hand durch die Locken. Es bleiben wie jeden Morgen wieder unzählige Haare zwischen seinen Fingern haften. Das ist auch so ein Problem, das ihn im Kontakt zu Frauen zunehmend verunsichert. In der Türkei sollen Haartransplantationen ja recht günstig sein, hat er im Internet gelesen. “Obwohl diesen Türken kann man nicht trauen”, überlegt er, während er die gerupften Haare ins Klo wirft. Die wählen schließlich diesen Erdogan, und wer den wählt, ist im Prinzip ja auch ein Nazi, sowas wie der Alman des Nahen Ostens.

Gelegentlich, wenn diese Türken da im Hochzeitscorso hupend mit ihren Flaggen durch die Straßen sausen und Ferdinand aber sich gerade auf eine Arte-Dokumentation konzentrieren möchte, empfindet er schon das Bedürfnis, sich aus dem Fenster zu lehnen und mit einem Maschinengewehr auf jeden dieser aufgetakelten BMWs und Mercedes-Karren zu schießen. Nee, also in die Türkei will er auf jeden Fall nicht, auch nicht für ein Echthaartoupet.

Schönheitsideale seien sowieso nur etwas für Plastikmenschen à la Hollywood, ist er der Auffassung. Allgemein der Filmindustrie und insbesondere diesen ganzen testosterongeladenen Brutalo-Blockbustern, die ein völlig falsches Männerbild transportieren, kann er generell gar nichts abgewinnen. Ferdinand mag nur so Kunstkino mit langsamen Kamerafahrten und dergleichen, aber Bruce Willis und Jason Statham oder auch Dwayne The Rock schaut er sich trotzdem gerne an. Kahlköpfige Männer hätten ja schließlich sonst keine Lobby. Irgendwie fühlt er sich auch ein wenig in seinem Selbstbewußtsein aufgewertet, wenn nicht normschön gelesene Männer wie Bruce Willis, die sicherlich auch schwer unter ihrem Haarausfall gelitten haben, andere zu Brei schlagen oder mit Kugeln durchsieben.

In haßerfüllten Erinnerungen an Lisa schwelgend und leicht wehmütig, aber auch das nächste Wichsen als Lösung der inneren Anspannung vorausplanend, greift er sich seine olivgrüne Kappe, die vom Design her an die Militärmütze Fidel Castros erinnert. Ein “Fck AfD”-Button ragt seitlich hervor, denn Ferdinand möchte in allen Situationen Vorbild sein und auch modische Zeichen gegen rechts setzen.

Dann schlüpft er in seine Adidas-Sneaker. Wochenlang hat er den Preis der Sneaker auf Amazon beobachtet und zugeschlagen, als sie dann endlich reduziert waren. Und was macht dieser gemeine Typ vom Paketdienst? Beim Binden der Schnürsenkel erinnert er sich wieder ganz genau an diesen unverschämten Paketboten, der immer freundlich jeden angrinst und seinen Umwelt-Verpester auf Behindertenparkplätze stellt. Ferdinand kocht innerlich wieder vor Wut. “Dieser blöde Wichser von DPD, dieser ungebildete Bastard hatte nur keinen Bock zu mir in den dritten Stock zu kommen oder zu klingeln, obwohl ich beide Tage zu Hause war. Und dann diese Benachrichtigungskarte, die mir nicht mal der Kanake von nebenan übersetzen konnte. Wer hat diesem Dämelack Deutsch beigebracht?”

Multi-Kulti ist ja ganz toll, findet Ferdinand, und er hat auch gar keine Probleme mit Ausländern. Er kennt ja auch diesen Hassan oder Hakan oder wie der heißt vom Kiosk und besucht hin und wieder mal einen Fufu-Kochkurs an seiner Uni. Und diese eine Kopftuch-Ayşe, die Politik studiert, ist ja auch ‘ne ganz Nette. Na gut, ficken kann man die nicht. Das heißt vielleicht doch, aber dann kommen womöglich ihre fünf Brüder um die Ecke und köpfen einen oder so.

Das alles empfindet Ferdinand als total bereichernd. Er haßt diesen Paketboten ja im Grunde auch nicht, sondern er fühlt, daß dieser Mensch eben auch nur überfordert ist und Hilfe braucht und möglicherweise irgendwo anders viel besser aufgehoben wäre. Zum Beispiel als Paketbote in Syrien.

11:25 Uhr.

Unten im Hausflur kommt er an seinem Postkasten vorbei. Durch den gelüpften Schlitz sieht er, daß da etwas drinsteckt. Ein amtlich wirkendes Kuvert. Was anderes erhält Ferdinand eh nicht. Entweder Rechnungen oder etwas von irgendeinem Amt, das ebenfalls Geld kostet. Deshalb hat er sich eine clevere Methode ausgedacht, um dem auszuweichen. Er läßt den Scheiß einfach so ein paar Tage im Postkasten liegen. Das zaubert das Problem zwar nicht aus der Welt, aber er verschafft sich dadurch Zeit, um seine Nerven zu schonen. Sollen sie ihm doch alle!

Gerade als Ferdinand die Haustür öffnet und zur Haltestelle schräg gegenüber traben will, steigt aus seinem Porsche Cayenne der personifizierte Rollkuchen Herr Fisch aus! Gleich danach seine vollbusige, 20 Jahre jüngere, mazedonische bessere Hälfte auf Riesenabsätzen. Kennengelernt hat Fisch diese geile, aber schon von etlichen Eishockey-Mannschaften durchgenudelt wirkende Braut wohl über eine osteuropäische Partnervermittlungsagentur.

Sie trägt eine grotesk klobige Perlenkette in ihrem tief ausgeschnittenen Dekolleté. “Was für eine Ficksau!” fliegt es Ferdinand durch den Kopf. “Die Schlampe sollte man in den Arsch ficken, bis der Damm reißt, während der alte Sack, an einen Stuhl geknebelt, dabei zuschauen muß. Sie haben es beide verdient, bestraft zu werden, diese geldgeilen Schweine!”

Und wie ein Hohn auf seinen Gedankengang hat Fisch auch die passende Begrüßung darauf:
“Herr Fahrenhold, die Nachzahlung von 345 Euro für die Nebenkostenabrechnung für 2019 ist immer noch nicht auf meinem Konto. Ich gebe Ihnen noch eine Woche. Im negativen Falle werde ich sehr traurig sein und Maßnahmen ergreifen müssen. Immer daran denken, wir haben Wohnungsknappheit. Aber ansonsten wie immer: Einen schönen Tag noch!”

Ferdinand kann diesen Druck jetzt nicht mehr ertragen und kaum noch kontrollieren. In seiner Phantasie verschwimmen die Rachegelüste, die er schon lange gegenüber dem Fettwanst hegt, mit seinen unerfüllten, sexuellen Begierden und den frischen Eindrücken von dieser mazedonischen Fotze.

Kurzentschlossen rennt er zurück in seine Wohnung. Er ist aber so nervös und angespannt, daß es ihm kaum gelingt, den Schlüssel ins Schloß zu stecken. Als er es dann endlich doch geschafft hat, knallt er die Tür zu, reißt sich im Klo eilig die Hosen runter und fängt sofort mit der Handarbeit an.

Ein Gefühl der Entspannung macht sich prompt in ihm breit, als er die beiden in seiner Vorstellung demütigt: Fisch, gefesselt auf einem Stuhl, mit einem Knebel im Mund, und genau vor seinen Augen der unermüdliche Ferdinand wie er es der mazedonischen Pornodarstellerin a. D. von hinten besorgt: “Na, wie gefällt dir das, du Fisch-Fresse?! Guck genau hin! Guck genau hin!”

Während er sich die Stange poliert, kommen Ferdinand aber langsam leise Zweifel. Schließlich ist dieser Fisch mehr als nur ein dreckiges Schwein, er ist der König der Schweine. Er überlegt, ob Fisch diese Art der Folter nicht sogar genießen würde. Genauso sieht der nämlich aus, wie einer, dem es ebenfalls einer abgehen würde, wenn ein anderer zu seinen Füßen seine Frau fickt. 345 Euro würde er mit Sicherheit für diesen Dienst zahlen.

Da eruptiert der Vulkan! Er weiß in diesem Moment nicht so genau, ob er sich befreit fühlen oder schämen soll. Oft plagen Ferdinand auch Gewissensbisse, wenn er fremde Frauen zu reinen, willenlosen Sexobjekten degradiert, aber diese Nutte, die nur des Geldes wegen so einen Kartoffel-Krösus über sich drüberrutschen läßt, muß man wie eine Nutte behandeln. Also wenn man die Gelegenheit dazu hätte. Das seien keine Frauen, die man respektieren oder achten muß, meint er.

11:35 Uhr.

Mit gelinderter Anspannung und neuer Power, begibt sich Ferdinand wieder auf die Straße. Im Café nebenan holt er sich ein belegtes Dinkelbrötchen mit laktosefreiem Käseaufschnitt und einen “Fairtrade”-Latte Macchiato im Pappbecher. An der Haltestelle angekommen, beobachtet er die vorbeigehenden Passanten, die ihm gar nicht wie reale Menschen vorkommen, sondern wie Ameisen und Würmer, die sich vom Kapitalismus zertrampeln und zerquetschen lassen. Okay, das ist ein bildliches Klischee, die er sich aus verschiedenen anti-kapitalistischen Büchern angelesen hat. Denn eigentlich kommen sie ihm gar nicht wie Ameisen und Würmer vor, sondern einfach nur unendlich häßlich, dauerdepressiv, geisteskrank, dick und freßsüchtig, grotesk unförmig, dumm wie ein Stück Scheiße, einfach Müll. Die würden auch im Kommunismus keine bessere Figur machen.

Ferdinand richtet sich die Kapuze seiner Jack-Wolfskin-Jacke und schaut auf die Anzeigetafel: Noch 3 Minuten, dann kommt die Straßenbahn. Gegen ein Gitter an der Haltestelle gelehnt, murmelt ein besoffener Obdachloser vor sich hin. Vielleicht singt er auch, das ist nicht ganz klar. Ferdinand ekelt’s. Wäre es nicht viel besser, wenn diese Stinkbomben nicht länger die Umwelt mit ihren Abfällen, Krankheiten, offenen Wunden und ihrem Gestank belasten würden? fragt er nicht nur sich selbst, sondern von einer Kanzel herab einen gedachten Bundestag. Das kann doch für Flora und Fauna nicht gut sein. Und würde man den armen Teufeln nicht auch einen Gefallen tun, wenn man sie einfach irgendwo einsperren würde? Vielleicht in einem Zoo, wo man sie füttert und täglich mit einem Schlauch abspritzt? Oder man könnte sie auf einer kleinen Insel aussetzen, wo sie sich nur vom Obst und von selbstgeangelten Fischen gesund ernährten. Tom Hanks in “Cast Away” auf dieser einsamen Insel sah am Ende auch wie ein Penner aus, nannte aber einen Top-Body sein Eigen. So würde es diesen Pennern auch ergehen.

Die Straßenbahn kommt angerast. Hektisch wirft Ferdinand den Becher weg und drängelt sich bis an die Bahnsteiglinie vor, denn er haßt es in der Bahn zu stehen. Er fühlt sich auch immer so schlapp auf den Beinen und will unbedingt einen Sitzplatz ergattern.

11:40 Uhr.

Die Bahn hält und Ferdinand steigt ein. Sieht ziemlich voll aus. Sein Blick gleicht jetzt dem einer hungrigen Beutelratte. Wie ein Raubtier auf Nahrungssuche checkt er die Sitzreihen nacheinander ab. Rasch bemerkt er einen Vierer im hinteren Bereich, in dem anscheinend nur eine Person Platz genommen hat.

Ferdinand mag keinen Körperkontakt zu Fremden, gelinde gesagt empfindet er sogar Abscheu und reagiert schreckhaft, wenn andere Menschen ihn zufällig berühren. Trotzdem schafft er es, sich durch die Menschenmenge zu schlängeln und völlig abgekämpft das gewünschte Ziel zu erreichen.

Gerade als er tief durchatmet und seinen Rucksack abnehmen möchte, blickt ihm der lebendige Tod entgegen! Ferdinand trifft beinahe der Schlag, als er diesen völlig ausmergelten und abgemagerten, leicht hüstelnden und kränklichen Schwarzen mit glasigen Augen und trockenen Lippen dasitzen sieht. Er hat das beklemmende Gefühl, nein, er ist sich sicher, daß dieser Mann da nur sitzt, um andere Menschen zu infizieren. Vielleicht sitzt er schon den ganzen Tag wie angewurzelt rum, fährt ziellos umher und wartet nur auf die Gelegenheit, seine Viren zu verbreiten.

Es kommen nun auch wieder diese Bilder aus der Ärzte-ohne-Grenzen-Dokumentation in ihm hoch, die er neulich auf Arte gesehen hat. Bilder von Negern, die wie ausgeblichen und mit geröteten Augen vor ihren Lehmhütten hocken, denen Fliegen auf den Augenlidern sitzen, die sich im Endstadium des Ebola-Fiebers befinden. Ferdinand ist augenblicklich felsenfest davon überzeugt, daß dieser Neger ihn mit Ebola anstecken wird, wenn er sich jetzt zu ihm setzt.

Er überlegt, den Notschalter zu ziehen, damit man den Kerl aus dem Zug entfernt. Aber anderseits will er ja auch nicht wie so ein Rassist rüberkommen. Sowas gibt immer unschöne Bilder.

Ferdinand dreht sich auf dem Absatz um – und blickt der nächsten Gesundheitsgefahr ins Auge! Ein Pärchen hockt ihm diagonal gegenüber – ein schwules Pärchen! Obwohl beide mit ihren Holzfäller-Vollbärten, ihrer Country-Style-Outfits und sehr muskulösen Oberkörpern wie Werbung für Prostata-Vorsorgeuntersuchung an der Wand einer Arztpraxis aussehen, halten sie mit entrückten Gesichtern Händchen. Aids scheinen sie nicht zu haben, dafür trägt beider Gesichtshaut eine gesunde Farbe. Aber dieses heimtückische Virus braucht ja eine gewisse Inkubationszeit. Nicht nur Ebola, sondern jetzt auch noch Aids!

Nicht daß Ferdinand homophob wäre. Im Gegenteil, er hegt eigentlich große Sympathien für Schwule. Überhaupt kann er gar nicht homophob sein, denn immerhin hat er bei “Brokeback Mountain” im Kino geweint, obwohl ihm ganz schwummerig wurde als in dieser einen Szene Heath Ledger Jake Gyllenhaal in den Arsch gefickt hat. Es gab auch mal eine Zeit da konnte Ferdinand diesen Schwulen im Gespräch nur zwanghaft auf den Mund schauen, weil er sich eigentlich bis heute nicht vorstellen kann, daß die wirklich Pimmel in den Mund nehmen und daran lutschen wie Frauen das eben normalerweise tun.

Das Infektionsrisiko zwischen Ebola und Aids abwägend schleicht er sich zur Mitte der Bahn zurück, bis er ein höchstens 15-jähriges Mädchen mit dunklem, seitlich glattgekämmtem Haar und in engen, schwarzen Leggins entdeckt, die jedoch infolge spektakulärer Frühreife wie der Klick-Campion auf Pornhub aussieht. Auf die Möpse wäre sogar eine Stillende neidisch, von dem ganzen auslandenden Rest ganz zu schweigen.

Sie sitzt etwas breitbeinig da, so daß er einen flüchtigen Blick auf den sich in ihren Leggins abzeichnenden Genitalbereich werfen kann. Ferdinand weiß ganz genau Bescheid, denn obwohl er bisher nicht viele Frauen hatte, daß heißt außer Lisa vielleicht noch eineinhalb, kennt er sich mit den verschiedenen Formen einer Muschi hervorragend aus. Er ist also nicht der Praktiker, sondern eher der Theoretiker. Stundenlang hat er verschiedene Mösen im Internet studiert, sie immer und immer wieder wissenschaftlich miteinander verglichen und diese außergewöhnliche Expertise erlangt.

Das, was die Kleine jedenfalls hat, identifiziert Ferdinand eindeutig als Tulpe. Und Tulpen sind seine absolute Lieblingsgattung. Natürlich empfindet ein Sexismus grundsätzlich ablehnender Typ wie er dabei eine innere Zerrissenheit, denn einerseits würde er sie ja sofort ficken, andererseits schwirren ihm aber auch diese #metoo-Debatten durch den Kopf, die ja nur entstanden sind, weil reiche, weiße Schweine gerne viel jüngere Frauen belästigen. Und so einer will Ferdinand ja nicht sein. Er weiß also, daß seine feuchten Träume moralisch fragwürdig, vielleicht sogar verwerflich sind, und doch … Trotzdem ahnt er schon, daß er heute abend, spätestens morgen früh auf diese kleine Fotze wichsen wird. Auch wie sie sich die ganze Zeit im Handydisplay betrachtet und ihre Lippen spitzt: Kann ihm doch keiner erzählen, daß die noch Jungfrau ist!

Plötzlich werden seine Gedanken von einem schockierenden Geschrei unterbrochen: “Ahohhhhhhohhh! Ahohhhooorrrrrr! …” Ein Pfleger versucht einen Geistigbehinderten im Rollstuhl in den Zug zu hieven. Alle Blicke sind jetzt auf den Spast gerichtet, der wirklich in einer Tour diese angsteinflößenden Schreie ausstößt und aus dem Mund sabbert. Jedes Mal wenn er wieder diese Geräusche von sich läßt, zuckt Ferdinand zusammen.

Erneut steckt er in einem Zwiespalt. Denn obwohl er irgendwie Mitleid für das Schicksal dieses geistigen Krüppels empfindet, findet er, daß man diese Leute entweder mit Schlaftabletten vollpumpen oder ihnen die Fresse mit Klebeband umwickeln sollte, bevor man sie in die Öffentlichkeit schleift.

Als Ferdinand schließlich auch noch einen Araber mit Ziegenbärtchen und einer Sporttasche in der Hand auf sich zustürmen sieht und absolut überzeugt davon ist, daß der jeden Augenblick auf den Knopf seiner Selbstmord-Bombe drücken wird, legt sich ein Schleier des Grauens über seine Augen, und seine Pupillen weiten sich, als sei er auf Droge. In dem Moment würde er gerne fliehen, aber er weiß nicht wohin. Es gibt keinen Ausweg.
Also überlegt er sich mögliche andere Lösungsstrategien, um nicht als Matsch hinter einer Polizeiabsperrung an den Scheiben zu kleben. Eine Möglichkeit wäre, den Mann höflich zu bitten, ihn doch bitte zu verschonen. Schließlich setzt er sich privat und beruflich für die Willkommenskultur ein. Das kann er doch mit ihm nicht machen! Eine andere Möglichkeit wäre, dem Terroristen die Tasche zu entreißen und an der nächsten Haltestelle rauszuschmeißen.

Ferdinand wirft fahrige Blicke um sich. Dabei glaubt er, sich in einer Abwärtsspirale zu befinden, die ihm den Boden unter den Füßen wegreißt, immer tiefer und tiefer in den Abgrund. Er fühlt sich komplett verloren. Ja mehr noch, er kriegt kaum noch Luft und leidet unter Schwindel. Seine Hände sind kaltnaß.

Das klaustrophobische Dilemma überwältigt ihn. Er sieht die explodierende Sporttasche, diese Menschen, den Sabber-Heini, den Ebola-Neger, die beiden Aids-Schwuchteln, die frühreife Pornhub-Debütantin und das Blut und die ganzen durch den Raum schwebenden Fleischfetzen und Mikroorganismen. Ferdinand steht kurz vor einem Zusammenbruch. Damit das nicht passiert, könnte man diese ganzen Leute doch irgendwie, ja, verschwinden lassen oder so? Das wäre doch im Sinne der Gemeinschaft und auch zum Wohle ihrer selbst. Im Grunde wissen sie es doch selber, daß sie von der Gesellschaft immer ausgestoßen sein werden und man ihnen niemals faire Chancen einräumen wird. Also was soll das? Ja Ferdinand meint, daß ein reinigendes Gewitter vielleicht gar nicht so dramatisch wäre. Das könnte viele Probleme lösen.

11:56

Die Bahn kommt zum Stehen, die Tür öffnet sich, und Ferdinand bricht einfach nur noch aus. Er muß sich draußen erst einmal für einen Moment hinsetzen und Luft holen. Es dauert ein paar Minuten, bis seine Beine ihm wieder gehorchen und er den Bahnhof zu seinem Arbeitsplatz anpeilen kann.

Doch das Bahn-Trauma hat Ferdinand offenbar mehr zugesetzt, als er wahrhaben will. Denn zu allem Überfluß ist er jetzt auch noch verrückt geworden. Er hört immerzu seinen Namen, also Stimmen aus seinem Kopf. Allerdings rufen diese Stimmen ihn mit seinem Kosenamen damals im Gymnasium in Lörrich, 20 Kilometer von Karsthausen entfernt: Ferdy! Ferdy! Ferdy!

“Mensch Ferdy, altes Scheißhaus! Hast du mich nicht gehört?”

Achim steht plötzlich vor ihm. Achim ist das größte Arschloch in Ferdinands gymnasialem Poesie-Album voller Arschlöcher, das er seitdem kein einziges Mal aufgeschlagen hat. Er scheint abgenommen zu haben, sieht richtig kantig und sportlich aus, der ehemalige Fettsack.

Achim hatte damals einen florierenden Drogenhandel in der Schule aufgezogen. Auch Ferdinand war ein guter Kunde von ihm. Aber der Achim war kein gewöhnlicher Drogendealer gewesen, keiner, der es in seiner Jugend erst auf die bürgerliche Tour versucht, bis ihm seine Asi-und-Verbrecher-Gene irgendwann doch ein Bein stellen und ihn in die Profi-Kriminalität abrutschten lassen.

Im Gegenteil, Achim war der geborene Geschäftsmann, ein Erfolgstyp, der jede Situation und jede Stimmung für sich auszunutzen weiß und daraus sofort ein Profit-Unternehmen macht. Das galt damals auch für die Unterleibsgymnastik. Es gab wohl auf dieser Scheißschule kein einziges Mädchen, das diese feiste Fresse mit dem strahlenden Pferdegebiß nicht geknallt hatte. Mit Ausnahme von Lisa natürlich. Obwohl … war er sich dessen so sicher?

Jedenfalls hatte Ferdinand Achim stets aus tiefstem Herzen gehaßt. Das tut er immer noch, und es ist ihm jetzt furchtbar unangenehm, diesem diametralen Gegenteil von sich selbst in die Arme gelaufen zu sein. Was für ein Horror-Tag!

Und nach einer sehr kurzen Ouvertüre von freundlichem Smalltalk von wegen “Wo hast du denn die ganze Zeit gesteckt?” und so legt Achim auch sogleich los: Nach dem Abi Urlaub in der Karibik absolviert, dort zufällig den Hummer-Handel für sich entdeckt, daraus einen 24-Stunden-Sevice für edle Freßtempel in Europa angeleiert und mit 23 die erste Million auf dem Konto. Vermutlich mußten dafür tausend Fischer in den stürmischen Wellen der Karibik ihr Leben lassen, denkt Ferdinand, arme Mulatten, die eh für einen Hungerlohn für dieses abartig blonde Schwein malochen mußten.

Und dann die Sache mit den Jux-Krawatten, die so mit LED-Leuchtmittel bestückt waren und alle naselang ihr Farbmuster änderten – der Gag auf jeder Party und ein Exportschlager! Obwohl: “Weißt du, Ferdy, so eine Villa in Malibu mit 5 Schlafzimmern, 8 Badezimmern und einem mosaikbeschlagenen Riesen-Pool ist letzten Endes auch nur ein Haus.” Ja, traurig, das Ganze, nur schade, daß du darin nicht ersoffen bist!

Völlig unaufgefordert hakt Achim eine Lebensstation nach der anderen ab, die natürlich eine Aneinanderreihung von Erfolgen und noch mehr Erfolgen sind. Wieso können solche widerlichen Menschen nicht schon in jungen Jahren einen widerlichen Krebs bekommen, philosophiert Ferdinand, und müssen erst 80 oder 100 werden, bis es soweit ist?

“Doch dann brach die Katastrophe über mich herein …”
Ach, echt jetzt? Wieso?
Achims Strahle-Gesicht wirkt abrupt aufgesetzt leidend und sehr, sehr traurig. “Hodenkrebs! Also auf beiden Hoden.”

Geil! Super! Hurra! Hurra! Hurra! Abfallen sollen sie dir, deine Scheißeier! Und wer weiß, mit ein bißchen Glück hat sich der gerechte Krebs bereits in deine anderen Organe hochgearbeitet und frißt dich ganz langsam von innen auf. Schlagartig glaubt Ferdinand wieder an Gott.

“Alter, das ist ja eine furchtbare Nachricht”, antwortet er und setzt sich eine untröstliche Grimasse auf. “Und in so jungen Jahren. Kann man da gar nix dagegen tun?”
“Doch.”
Wie bitte?
“Ich habe in dieser schweren Krise plötzlich mit Sport angefangen, genauer mit einer Kombination aus Sport und der Einnahme eines selbst kreierten indischen Kräuter-Extrakts.”
“Und das hat geholfen?”
“Ja, und wie. Innerhalb von Monaten war der Krebs weg.”

Achim wäre natürlich nicht Achim, wenn er selbst aus seinem beschissenen Krebs-Abenteuer kein Giga-Geschäft gemacht hätte. Er hat die Methode noch verfeinert und allein in Deutschland bereits acht Kliniken gegründet, die seinen Quacksalber-und-Sport-Hokuspokus verbreiten. Ferdinand legt seinen neuerblühten Gottesglauben auf der Stelle wieder ab.

Aber Achim hat eine noch größere Überraschung auf der Latte. Er fragt ihn, ob er auch nächste Woche zum Klassentreffen nach Karsthausen kommen würde. Davon weiß Ferdinand gar nichts, aber eher würde er sich vor einen rasenden Monstertruck werfen, als diese Mongos wiedersehen zu wollen.

“Hat Kerstin organisiert”, sagt Achim, “Weißt schon, die Hupfdohle, die damals manchmal ohne Schlüpfer rumrannte, um die Lehrer zu schocken. Komm doch, wird bestimmt schwer lustig. Wir tauschen Erinnerungen aus.”

Nein danke! denkt sich Ferdinand, von Erinnerungsaustausch hat er erstmal genug. Allein die Impressionen von Achims gloriosem Leben reichen ihm noch für die nächsten Monate. Trotzdem tauschen sie zum Abschluß Telefonnummern und Mail-Adressen aus und ziehen in entgegengesetzte Richtungen davon. Wer hat eigentlich diesen Schwachsinn von “Schön war die Zeit” erfunden?

Als Ferdinand abends abgekämpft nach Hause kommt, reitet ihn der Teufel, und er öffnet seinen Postkasten doch. Der Brief, der darin steckt, kommt weder von einem Amt noch ist es eine Rechnung. Er ist von einem Notar und besitzt einen, naja, recht bizarren Inhalt: Ferdinand hat ein Haus geerbt. In Karsthausen.

FORTSETZUNG FOLGT

Storyline und Redaktion Akif Pirinçci
Alle Rechte Akif Pirinçci und Andreas Porschen vorbehalten © Bonn 2020

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