Oder wie aus Hilfe die größte Industrie im Lande wurde
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Anfang der 90er hörte man immer öfter von einem Beruf, der bis dahin völlig unbekannt gewesen war: Unternehmensberater. Als man es erklärt bekam, konnte man immer noch nicht viel damit anfangen.

Ein Unternehmensberater war eine Art Psychoanalytiker für große Unternehmen, deren Fehlentwicklungen er ausmachte und ihnen mit cleveren Tips aus der Krise half.

Normalerweise ist es ja so, daß man seine eigenen psychologischen Befindlichkeiten ziemlich gut einordnen kann. Man weiß ungefähr, warum man gegenwärtig in einer traurigen oder zufriedenen oder angespannten Phase steckt. Doch gibt es auch Lebenslagen, in denen man weder ein noch aus weiß, sich selber nicht erklären kann, wieso man sich so beschissen fühlt und Irrsinniges anstellt und überhaupt nicht mehr funktioniert. Dann kommt der Psycho-Onkel ins Spiel und macht erstmal eine Inventur. Und verkündet anschließend “Hier, genau hier liegt Ihr Problem!”

Das läuft bei Unternehmen natürlich etwas anders. Der Eigentümer einer Firma und seine für teures Geld angestellten Mitentscheider sind ja dafür da, um Fehlentwicklungen früh zu erkennen, auf Markt und Konkurrenz entsprechend zu reagieren, Veränderungen im Vorfeld abzuschätzen und sich adäquat aufzustellen.

Es ist daher etwas befremdlich, sich von Leuten beraten zu lassen, die zwar von wirtschaftlichen Dingen in der Theorie große Ahnung haben mögen, aber eben selber nicht praktisch darin involviert sind, mit der oft verquer und bisweilen irrational verlaufenden jeweiligen Geschäftsrealität nie konfrontiert wurden und sich zum Zwecke der Abschätzung eines betriebsinternen Problems erst in die Materie umständlich hineinarbeiten müssen.

Die Entsprechung dazu findet sich auch den bei inflationären Finanzberatern, die von Geldvermehrung angeblich viel verstehen, es jedoch seltsamerweise selber nicht zum Millionär gebracht haben.

Aber wie dem auch sei, der Unternehmensberater machte jedenfalls in den 90ern eine steile Karriere, war als Oberchecker der Wirtschaft hochangesehen, stand sogar eine Ehrfurchtsstufe über dem Manager, der damals immer mehr den klassischen Unternehmerpatriarchen ablöste, und vollbrachte angeblich wahre Wunder.

Wenn man etwas genauer hinschaute, bestand dieses Wunder freilich fast immer darin, daß der extrem kostspielig einbestellte Unternehmensberater unter einem 150seitigen Bericht stets ein und denselben Rat aufschrieb, den er auch allen anderen erteilte: 500 Leute feuern! Auf die Idee wäre man selbst nie gekommen.

Nichtsdestotrotz wuchsen seit den 90ern die Unternehmensberatungen zu milliardenschweren Konzernen heran, wurden zu einem eigenständigen Industriezweig mit Zehntausenden Beschäftigten.

Was Deutschland betraf, hüteten sie jedoch schon seit ihrem Aufkommen immer ein schmutziges Geheimnis, das erst im Laufe Nullerjahre in die Öffentlichkeit drang, und das auch nicht in seiner Gesamtheit. Man hatte sich schon immer gefragt, weshalb die vielen Firmen zig Millionen Euro für diese Beratungen ausgaben, so daß, wie erwähnt, die Berater durch ihre Beratungen anscheinend mehr Gewinn einstrichen, als die Auftraggeber durch das Resultat der Beratungen. Die Antwort hätte man sich eigentlich denken können. So viele Auftraggeber gab es in Wahrheit gar nicht. Es handelte sich nämlich bei dem größten Auftraggeber der Unternehmungsberater, und zwar bis zu 70 Prozent, um einen einzigen Kunden: Dem Staat!

In den 90ern wurde das Soziale von seinem Ursprung, also bloße Hilfe zu sein für Bedürftige, arme Kinder, Pechvögel und gescheiterte Existenzen usw., allmählich auf alle staatsrelevanten Gruppen ausgedehnt, wobei sich diese mit der Rasanz einer Virusepidemie vermehrten. Das war eigentlich vorauszusehen, denn wo sich Spielgeld, also Geld, das vom Umverteiler nicht selbst erarbeitet, sondern unter Gewalt- und Gefängnis-Androhung einfach so eingetrieben wird, stets aufs Neue und skylinehoch auftürmt, da sind jene Abgreifer im Fell des sozialen Samariters nicht sehr weit.

Das gilt mittlerweile für alle Wohlfahrtsvereine (4 Millionen Angestellte), Asyl-und-Flüchtlings-Konzerne, den ausufernden und unübersichtlichen Flickenteppich an Geschwätzswissenschafts-Instituten, Gegen-Rechts-Klitschen, Gutmenschen-Blabla-Organisationen, die den Eindruck vermitteln, als existierten sie von dem, was man ihnen auf der Fußgängerzone in den Hut wirft, sich ohne die Staatkohle aber nicht einmal die Putzfrau leisten könnten, geschweige die Manager-Gehälter für ihre nichts als heiße Luft absondernden Mitarbeiter, greenpeaceartigen Umweltschutz-Fake-Manufakturen usw. Ja, selbst der Windmühlen- und Klima-Wahn und der Gender-Scheiß beruhen auf dem schlichten Konzept, daß das unproduktive Tun von Nichtskönnern und Taugenichtsen mittels einer irgendwie menschlich sein sollenden, also einer irgendwie sozial schimmernden Aura ihnen eine Mittelschichtsexistenz auf Kosten anderer verschaffen müssen.

Sie alle leben in Wahrheit von Sozialhilfe, die sich freilich nicht so nennt, sondern, weil eben diese Art der Sozialhilfe so immens hoch ist, Gehalt für eine Gender-Professorin, Gehalt für einen Migrationsforscher, Honorar für einen Schauspieler, der in einem von der Filmförderung finanzierten Film spielt, und Riesengehalt für einen Intendanten des Staatsfunk. Es ist die Ausraubung der wirklich Arbeitenden, des mit der Argumentationspeitsche vom Sozialen, neuerdings auch immer brachialer von der überall lauernden Nazi-Gefahr zur Arbeit Gepeitschten, und die Verbrennung von Volksvermögen zugunsten von Faulen und Dummen.

Doch bleiben wir bei den Unternehmensberaten, bei Beraten überhaupt, die in den 90ern sich den Anschein gaben, als seien sie aus den 80ern in die nächste Dekade gerettete Hyper-Yuppies mit Gucci Briefcase und den stets frischgeputzten italienischen Schuhen für 700 DM, die so taten und heute noch so tun, als seien sie Perlen des Kapitalismus in Menschengestalt, in Wirklichkeit aber ihre sauteure Maskerade dem Steuergeld kotzen müssenden Bauarbeiter, Heizungsinstallateur und Krankenschwester verdanken.

Damals setze sich immer mehr der Gedanke durch, daß wer beim Staat arbeitet, also der Beamte oder der Angestellte beim Öffentlichen Dienst, von Natur aus debil sei und die Aufgabe, wofür er bezahlt wird, gar nicht erfassen, schon gar nicht ausüben könne. Deshalb engagierte jeder Bürgermeister eines 2000-Einwohner-Städtchen jetzt einen Unternehmensberater, der ihm zuflüsterte, daß man die Straßenlaternen in der Sommerzeit abends vielleicht um eine Stunde später einschalten sollte, und für diesen genialen Einfall mindestens 300tausend DM als Honorar verlangte.

Schon bald konnten diejenigen, die das Staatliche regeln sollten und auch genau dafür alimentiert wurden, gar nicht mehr über ihre Aufgabenbereiche selber entscheiden. Sie wollten es auch nicht. Denn wie heißt es so schön im Filmklassiker “Citizen Kane”: “Ein Mann, der keine Fehler macht, macht vermutlich gar nichts”. Da Leute jedoch, die für den Staat arbeiten, weder Männer noch Frauen sind, sondern vor dem richtigen Leben geflüchtete Parasiten, kamen ihnen die Berater gerade recht. Niemand stellte sich dabei aber die Frage, weshalb man dann überhaupt diesen gigantischen Staatsapparat brauchte, wenn die Entscheidungsfindung doch letzten Endes bei den zusätzlich eingekauften “Beraten” lag – die übrigens von der Sache auch nicht den blassesten Schimmer hatten.

Aktuell ist die Berater-Affäre der Bundeswehr in aller Munde, die auf die Zeit zurückgeht, als Ursula von der Leyen noch Verteidigungsministerin war. Dabei hat man der Unternehmungsberatung McKinsey & Company mal so eben knapp eine halbe Milliarde Steuergeld zugeschoben bzw. geschenkt. Die Mainstream-Medien beschäftigen sich halbherzig mit dem Skandal, ohne jedoch auf das wirklich Skandalöse einzugehen: Was haben all die McKinseys dort die ganze Zeit getrieben, die kaputten Panzer gezählt, die kaputten Kampfhubschrauber gezählt, die kaputten Soldaten gezählt? Und was haben sie Ursula gesagt, nachdem sie mit dem Zählen fertig waren: “Kannst den Laden schließen”?

Da wollte auch Umweltministerin Svenja Schulze nicht nachstehen und packte in ihrem Ressort für Berater zu Uschis halbe Milliarde noch 100 Millionen drauf, also insgesamt 600 Millionen Euro. Ich hätte es schon für eine Millionen gemacht, denn das Scheiße-Reden ist auch mir in die Wiege gelegt worden.

Merke: Ein Übermaß an Steuergeldern lockt immer die Hyänen an, die eine angeschlagene, wehrunfähige Beute im Übergang zum Aas wittern. Nein, damit sind keine Hartz-IV-Empfänger und irgendwelche Penner gemeint. Das Lumpenproletariat hat es zu jeder Zeitepoche gegeben, wenn es sich auch in der Vergangenheit durch eine demütigende Mischung aus Betteln und Scheiße-Wegmachen selber versorgen mußte. Nein, vom prall gefüllten Pool des Steuergeldes bedienen sich heutzutage zur Gänze die Cleveren mit einer Nase für ein zur Wehrunfähigkeit verurteiltes System, die Reichen, die dadurch noch reicher werden. Man braucht dafür nur die richtigen Kontakte. Zum Beispiel zu der lieben Ursula und zu der lieben Svenja. Frauen sind halt irre sozial.

In den 90ern beschlossen die Mainstream-Medien smarter zu werden. Selbst das Zentralorgan der Intellektuellen DIE ZEIT und das polit-mediale Epizentrum des Landes DER SPIEGEL machten sich allmählich locker. Randnotiz: Es ging schief. Heute haben sich alle großen Blätter und ihre Nachäffer in lokaler Größe in schamlose Regierungsfanfaren, in Arschlecker urbaner, linksextremistischer Milieus und in eine humorbefreite, politisch korrekte Propaganda-Ödnis zurückverwandelt.

Inspiriert durch die US-Medien waren seinerzeit Listen sehr beliebt: Die Sexiest Men Alive, die reichsten Leute der Welt, die teuersten Häuser usw. In Deutschland beliebt waren “Die bedeutendsten lebenden Deutschen”.

Diese Listen, wer im Lande als besonders berühmt, wichtig und einflußreich galt, ließ sich kein Blatt entgehen. Auf Platz eins stand stets Günter Grass, und tatsächlich hatte wohl damals jeder das eine oder andere Buch des Großschriftstellers irgendwann einmal gelesen. Die heutige junge Generation kann nicht einmal mit dem Namen etwas anfangen.

Dann folgten geläufige Namen aus der Politik und Wirtschaft, aber auch jede Menge Intellektuelle und Schauspieler, von denen man irgendwann einmal etwas gehört hatte, und natürlich der Bundespräsident. Jede dieser Listen war ein “Who’s Who” der Leute, die in Wahrheit nur etwas darstellten, theoretisches Geschwätz von sich gaben, durch das Feuilleton hochgejazzt worden waren oder viel Geld machten, weil in den 90ern die Wirtschaft, insbesondere in Deutschland noch in alten Bahnen verlief.

Über das, was wirklich Innovatives und Zukunftsträchtiges passierte, gaben diese Listen keine Auskunft. Und zwar deswegen nicht, weil die Medien, überhaupt die gesamte Öffentlichkeit durch das sich immer weiterverbreitende soziale Air, was meint “Alles läuft ja eh wie geschmiert und jeder ist versorgt”, sich vom Kraftkern und der gloriosen Historie dieses Landes längst entfremdet hatten. Deswegen glaubten die Deutschen auch, der bedeutende zu der Zeit lebende Deutsche sei ein Romanautor, der seine beste Zeit in den 50ern und 60ern gehabt hatte, und nicht – Karlheinz Brandenburg.

Karlheinz Brandenburg, werden Sie sich jetzt fragen, wer soll das denn gewesen sein?

Wenn man über die technischen Versäumnisse der Republik spricht, wird reflexhast die erzwungene Totgeburt der in diesem Lande erfundenen und entwickelten Magnetschwebebahn (Transrapid) genannt, die über eine Testphase nicht hinauskam, doch aktuell in China eine grandiose Wiedergeburt feiert. Allerdings wird dabei oft vergessen, daß es ein paar Jahrzehnte brauchte, bis diese Technik sich endlich im Ausland durchsetzte.

Dagegen veränderte das, was Karlheinz Brandenburg und sein Team im “Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen” in Erlangen 1995 entwickelten, schon nach ein paar Wochen zunächst die Welt der Informatik, dann die Welt der Menschen überhaupt und schließlich die komplette Geschäftswelt im digitalen Bereich.

MP3 (MPEG-1 Audio Layer III) ist ein Verfahren zur Kompression digital gespeicherter Audiodaten. Bei einer Beispiel-Datenrate von 192 kbit/s, die bereits eine hohe Qualität ermöglicht, beträgt die Kompressionsrate einer MP3-Audiodatei etwa 85 % gegenüber einer unkomprimierten Audio-CD. MP3 ist das dominierende Verfahren zur Speicherung und Übertragung von Musik auf Computern, Smartphones, im Internet und auf tragbaren Musikabspielgeräten (MP3-Player), obwohl es mittlerweile eine Anzahl von technisch weiterentwickelten Optionen gibt.

Die Auswirkungen dieses auf den ersten Blick unscheinbaren Verfahrens lösten auf dem Unterhaltungsmarkt schlagartig eine Katastrophe aus. Man konnte sich jetzt ganz bequem übers Internet seine gespeicherten Musik-Dateien hin- und herverschicken, ohne daß etwas Materielles wie eine gebrannte CD oder ein anderes Speichermedium dazwischengeschaltet werden mußte. Der Musik-Download war geboren. Schnell entstanden sogenannte Tauschbörsen, in denen zig Millionen, wenn nicht sogar Milliarden von Musikstücken unter Umgehung des Urheberrechts ganz bequem den Besitzer wechselten und sich vervielfachten.

Die Unterhaltungsbranche hatte darauf keine Antwort. Schon gar nicht die deutsche, in der man mangels seherischer Geschäftsgenies das Internet weiterhin für ein Spielzeug von pickeligen 14-jährigen Jungs hielt. Obgleich der damals zweitgrößte Unterhaltungskonzern der Welt, Bertelsmann, hier seinen Sitz hatte, konnte er eine echte epochemachende deutsche Innovation nicht zu seinem Vorteil ummünzen. Das Soziale hatte längst die kreativen Nachwuchsköpfe dezimiert und das jugendliche Um-die-Ecke-Denken zugunsten einer Beamten- und Versorgungsmentalität vernichtet.

Die monetäre Lösung für MP3 kam wie erwartet von einem Genie jenseits des Atlantiks, nämlich von Steve Jobs. Er hatte eine Idee, für die ihn seinerzeit jeder, allen voran Konzerne wie Bertelsmann für verrückt erklärten: Warum nicht Geld verlangen für die Musik-Downloads? Aber das war es ja eben, durch MP3 war jetzt jeder zu seinem eigenen Musikshop geworden und verschenkte das Zeug einfach! Nein, sagte Jobs, es ist eine internetaffine Minderheit, die das tut, höchstens 10 Prozent, und das Prozedere des Austausches von Rechner zu Rechner erfordert ebenfalls Vorkenntnisse und dauert zu lange. Die meisten Menschen sind aber ehrlich, ergänzte er, und wollen für gute Musik auch in der Zukunft zahlen. Allerdings wollen sie nicht für ein ganzes Album über 25 Dollar oder Euro ausgeben, wenn ihnen nur ein Song darauf gefällt. 99 Cent genügen für einen Song. Und die ganze Aktion muß nur mit einem Mausklick erledigt sein.

Der Erfolg war überwältigend! Durch eine deutsche Erfindung scheffelte Apple über die Jahre hinweg Milliarden in seine Kassen. Die Reaktion von Bertelsmann in dieser Sache, eigentlich eine Bankrotterklärung, war an Phantasielosigkeit nicht mehr zu toppen. Als man viel zu spät mitkriegte, daß man mit Musik-Downloads doch Geld machen konnte, kauften die Herren aus Gütersloh mit einer gigantischen Millionensumme eiligst ausgerechnet die bereits zu dieser Zeit mit tausenden von Urheberrechtsklagen behaftete Musik-Tauschbörse “Napster”, um darüber Musik-Abonnements zu vertreiben. Es ging aus wie das Hornberger Schießen. Das viele Geld war schnell verbrannt, Bertelsmann-Napster bald insolvent.

Übrigens: Ohne das MP3-Verfahren wären auch die audiovisuellen Formen des Downloads und schließlich auch das heutige Streaming nicht denkbar. Nicht Günter Grass war in Wahrheit der bedeutendste Deutsche der 90er, sondern der weitgehend unbekannte Herr Karlheinz Brandenburg.

Ich erwähne diesen Fall deshalb, weil Deutschland, ehemals ein Hort wissenschaftlicher Neuerungen, bereits in den 90ern nicht nur keine technischen oder andersartigen Innovationen mehr hervorbrachte (bis auf MP3), sondern selbst wenn man selbst eine Wunderwaffe entwickelt hatte, diese abzuschießen nicht imstande war. MP3 wird als das Letzte in die Geschichte eingehen, was aus diesem Land an Technik von Weltrang gekommen ist.

Umso mit mehr Feuereifer stürzte sich Deutschland der 2000er in sein Lieblingsprojekt: Mittels der Überflutung mit Ausländern den Staat zu einem Sozialmonster umzubauen, dem sich niemand mehr entziehen kann. Selbstverständlich waren dazu Rechtfertigungen, Legenden und schlicht und einfach plumpe Lügen nötig, weil das Volk damals nicht in dem Maße wie heute hirngewaschen, abgestumpft und von Nazi-Geschrei eingeschüchtert war.

Man fing bei Adam und Eva an, also mit der Hervorhebung der überragenden Leistung des Gastarbeiters für das deutsche Land. Anfang der Nullerjahre mußte man als Beweis für die Nützlichkeit eines Ausländers hierzulande immer noch seinen Arbeitswillen und seinen Mehrwert für sich und die Gesellschaft plausibel darstellen. Zwar existierte der Multikulti-Gedanke, also je bunter, desto besser, einfach so, schon damals, doch es gab starke konservative Parteien, selbst die SPD war zu der Zeit eine, die wiedergewählt werden wollten und die wußten, daß man mit solch esoterischem Grün-Scheiß keinen Blumentopf gewinnen konnte.

Obwohl man jedoch schon damals Gastarbeiter-Museen baute, die großflächig und bis zum Abwinken mit dem Konterfei des 1964 ins Land gekommenen ein millionsten Gastarbeiters, des Portugiesen (!) Armando Rodrigues de Sá, plakatiert wurden, und fast im Stundentakt Heldensagen über Gastarbeiter veröffentlichte, scheute man sich davor, eine konkrete Rechnung zu präsentieren, die den Zuzug von Ausländern volkswirtschaftlich positiv bilanzierte. Mit gutem Grund. Denn der Gastarbeiter-Heldentraum war bereits Anfang der 80er geplatzt.

Aus dem Gastarbeiter war nämlich da schon ein ganz gewöhnlicher Arbeiter mit allen Rechten geworden, der bei Arbeitslosigkeit oder Arbeitsunwillen nicht mehr abgeschoben werden durfte und sich bequem in die soziale Hängematte legen konnte. Außerdem war der klassische Gastarbeiter um die Zeit eh schon verbraucht und als fleißige Ameise fürs deutsche Wohl nicht mehr vorzeigbar.

Es ging jetzt um seine Kinder, insbesondere jedoch um die von Jahr zu Jahr immer zahlreicher ins Land strömenden Ausländer, die mit Arbeit und Schaffung von Wohlstand an letzter Stelle assoziiert wurden. Stattdessen verlegte man sich auf eine neue Strategie. Der Ausländer hieß jetzt nicht mehr so, sondern Migrant, wurde somit nun mehr mit einer soziologischen, pseudowissenschaftlichen Etikette versehen und eher als ein (Natur-)Phänomen denn als ein ganz normal auf seinen Vorteil bedachter Mensch hingestellt. Er war einfach da und wurde immer mehr.

Allerdings schien er auch im Laufe der 2000er immer unersetzlicher zu werden, da er etwas sehr Seltenes im Gepäck hatte: Er bereicherte die Deutschen!

Diese Bereicherung des “ausländischen Mitbürgers”, auch so ein Klassiker der Nullerjahre, ließ sich aber nicht durch ihn selbst, sondern durch die Beschreibung seines Negativs, will sagen des Deutschen erklären. Das ging so: Bevor der Ausländer hierzulande in Hülle und Fülle auftauchte, war der Deutsche nämlich ein ödes, engstirniges Geschöpf. Er aß den ganzen Tag Bratwurst und Kartoffeln, soff hektoliterweise Bier, und obwohl sich in seiner Kultur noch Spurenelemente großer Dichter und Denker befanden, zog er es vor, jeden Tag rülpsend und jodelnd Führer-Geburtstag zu feiern.

Der Migrant hingegen verhalf dem Deutschen mit seinem Anders-Sein und viel Döner aus seinem Elend, ermöglichte ihm zu einer neuen Sichtweise auf die Welt und Moderne, indem er Migrationsforscher wurde und ihm erklärte, daß ein Ehrenmord nicht das Ende der Welt bedeuten müsse, zumindest nicht für einen der Beteiligten, und machte ihn darauf aufmerksam, daß für Vielfalt bereits in der Bibel geworben worden sei, und zwar in Genesis 11,1–9, Turmbau zu Babel: Das Babylonische Sprachwirrwarr.

Das Problem war nur, daß man den Antreibern der sozialen Sache die Blumen der Ausländerisierung immer weniger abkaufte. Man machte sogar Witze über so manch einem Deutschen, der schon über Gebühr “bereichert” worden war und erst im Grab seine Ruhe davor gefunden hatte. So wie es sich entwickelte, kristallisierte sich immer deutlicher heraus, daß diese ominöse Bereicherung durch der Islam und die Islamartigen im sozialsten und besten Deutschland aller Deutschlands nicht nur heimisch, sondern durch die Waffe der Demographie richtig einheimisch wurden.

Um diesen Eindruck zu verschleiern, erfand die Sozial-Industrie zwei neue Popanze: Integration und Religionsfreiheit.

Integration, tja, das hieß jedenfalls auf keinen Fall, daß aus dem Migranten ein Deutscher werden sollte, ergo ein Nazi. Im Gegenteil, man hatte doch extra für ihn diesen kolossalen, kafkaesken Sozial-Moloch aufgebaut, damit er aus einem Guß so bleiben konnte wie er war, also Vielfalt versprühend wo er ging und stand aus dem Augenschlitz des Schleiers. Integration hieß vielmehr, ähm … daran wird immer noch geforscht.

Die Integration war jedoch ohne die Religionsfreiheit nicht möglich – sagten saudi-arabische Philosophen. Schon in den 70ern der Lächerlichkeit preisgegeben, hatten die Deutschen trotzdem bereits Anfang der 2000er einen Narren an diesem Religions-Ding gefressen, also jetzt nicht an ihrem eigenen Religions-Ding, sondern an dem, in dem das Ding des Mannes das Religiöse ersetzt. Okay, ein paar Massaker halfen ihnen dabei nach. Diese eine Religion wurde für die Deutschen mit der Zeit zu einer Zwangsneurose, einer sakralen Erlösungsphantasie, für deren Beklopptheiten sie sogar in den Kindergärten, an den Pimmeln kleiner Jungs und an den Halsschlagadern von frechen Tieren kämpften.

Aber erst recht kämpften sie gegen das längst ins Kulturelle verwässerte Christentum, womit sie, zugegeben, nix mehr anfangen konnten. Jeder Deutsche, der schlau, vor allem aber gut bis sehr gut und besser war, kämpfte von nun an erbittert für die Rechte der Anhänger dieser Spezial-Religion. Es ging soweit, daß der gute Deutsche andere Deutsche sogar verfluchte und ihnen den Tod wünschte, wenn sie mit dem Aufenthalt von so viel überwunden geglaubter Religion in ihrem Lande nicht einverstanden waren, ja, deren Spötter sogar in den Knast steckte.

2015 schließlich war ein Glücksfall für das Soziale und dessen endgültiger Durchbruch. Mit dem Durchwinken von Millionen von bis zu ihrem Lebensende vom Sozialen abhängig Seienden potenzierte sich das Sozialetat um das zig-fache! Es entstand ein Staat im Staate. Nämlich jener Staat, der die Kohle für das Soziale herbeischaffte, und jener, der in allen Facetten davon lebte wie, nein, nicht wie die Made im Speck, sondern wie der Adel in früheren Zeiten, der, bevor er abends Schlafen ging, in einen Topf schiß und diesen vor die Tür stellte, damit die Dienerschaft ihn unauffällig und weitab ausleerte.

Spätestens mit der Ankunft der bis heute zirka drei Millionen neuer Sozialfälle waren alle Dämme gebrochen. Es begann die Phase des Steuerwettbewerbs. Aber nicht um weniger Steuern, auch nicht um mehr Steuern, sondern Steuern einfach auf alles. Jeden Tag sinnierte man jetzt über neue Steuern, ob auf Luft, Fleisch oder auf Lampe-Anknipsen. Dies konnte man deshalb so rigoros tun, weil im Jahre 2020 bereits Dreiviertel der Bevölkerung vom Sozialen lebte, egal ob Bischof oder Penner, ob Institutsleiter oder Semi-Nutte mit 4 Kindern von 4 verschiedenen Männern oder ob Staatskünstler oder Berufs-Türke in der Talk-Show.

Nun meinen einige, daß mit all dem Schluß sein werde, wenn 100 Prozent an der Sozial-Titte hingen, also wenn das tatsächlich erwirtschafte Geld für das Soziale irgendwann alle ist. Klar, dann wird ein sehr verlustreicher Krieg ausbrechen, und zwar kein Bürgerkrieg, sondern ein richtiger mit allen Schikanen. Doch spätestens, wenn sich der Pulverdampf verzogen hat und die vielen Hingeschlachteten ausgeblutet sind, da wird ER auftauchen, der charismatische Durchblicker mit der Patentlösung. Und wissen Sie, was er zu den Verbliebenen der Schlacht zurufen wird:

“Das kommt davon, wenn man nicht sozial genug ist!”

Und alle werden ihm zurückrufen “Heil dir!” .

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