Liebe Freunde,
ursprünglich als Buch konzipiert, veröffentliche ich DEUTSCHLAND VON SINNEN 2 hier auf der Seite als Fortsetzungsreihe im Drei-Tagesrhythmus oder so. Diese Texte sind neues Original-Material. Obwohl es für euch gratis ist, wäre ich trotzdem für eure Spenden sehr dankbar.
DEUTSCHLAND VON SINNEN 2
TEIL 1
Wie alles begann …
DIE GRAFFITI-REPUBLIK
Wenn man lexikalisches Wissen zu Rate zieht, wird Graffiti stets als „Straßenkunst“ definiert. Keine der konsultierten Quellen spricht von Sachbeschädigung oder Verunstaltung des öffentlichen Raumes. All das zum Reihern häßliche, nicht selten blanke Wut und Depressionen auslösende Drecksgeschmiere an Hausfassaden, Mauern, Brücken, Kabelverteilerkästen, U-Bahn- und Eisenbahn-Waggons, Toren und Türen, bisweilen sogar an Fenstern und Schaufenstern, das jedem auf Schritt und Tritt unverkennbar signalisiert, daß die ehemals höchste Zivilisation der Menschheitsgeschichte sich eine Bahnhofsklo-Ästhetik zugelegt hat, ist inzwischen der Ignoranz anheimgegeben.
Mehr noch, es herrscht sogar die Meinung, daß das dadurch Assoziationen an das Odeur von Pisse, Scheiße und Kotze und verbrannte Erde auslösende Stadtbild, wenn nicht gerade akzeptabel, so doch eine Unabänderlichkeit der Moderne, also irgendwie auch Kunst sei. Sowie schmierige Männer, die auf Schwulen- und Trans-Prides mit ihren Schwänzen und Klöten vor den Nasen von Kindern und Kleinkindern wedeln, auch irgendwie „Vielfalt“ seien.
Nun sind bei der Kunst die Geschmäcker verschieden. Das ist aber nicht der springende Punkt. Kunst ist nämlich mitnichten so etwas wie ein freischwebendes Gas, das jeder mal unwillkürlich atmet und so oder so wahrnimmt, ja, etwas wie das Wetter, das wir nicht ändern können. Kunst ist etwas äußerst Materielles, das auf Freiwilligkeit basiert. Dies soll sagen: Wenn ein Künstler auf eine weiße Leinwand scheißt und das „Werk“ für eine Million Dollar zum Verkauf anbietet, und ein Interessent kauft es – nichts dagegen einzuwenden: Angebot und Nachfrage.
Etwas komplett anderes ist es jedoch, wenn derselbe Künstler mir in meinem Wohnzimmer auf den Teppich scheißt, und – wenn ich dagegen protestiere – mir zu denken gibt: „Was regst du dich so auf, andere zahlen Millionen dafür“.
Exakt das aber ist Graffiti (oder was man so nennt). Eine nicht bestellte Scheiße und von Anfang an eine Totgeburt, ein über Jahre hinweg von schnöseligen und natürlich grün-links versifften Feuilletonisten und politischen Aktivisten zu moderner Kunst geadelter Augenkrebs. Okay, ich rede von der Vergangenheit, als diese Pseudokunst noch das ganz große Ding war, insbesondere im Zusammenhang mit Rap, dem kostenpflichtigen Hörsturz der Musikindustrie.
Graffiti ist mittlerweile jeglichen künstlerischen Renommees verlustig gegangen, weil es sich wieder zu seinen Ursprüngen zurückentwickelt hat, einst gekotzt von kriminellen Afroamerikanern und verhaltensgestörten Jugendlichen, eine Widerwärtigkeit, die selbst nach Jahrzehnten jedes Stadtbild des Westens mit dem oben erwähnten Bahnhofsklo-Look prägt. Hätte man damals gleich am Anfang jeden erwischten Sprayer in Mafia-Manier einer speziellen Fingerbehandlung unterzogen, so daß er Zeit seines Lebens keine Sprayfarbdose mehr hätte anfassen können, wäre das Problem heute längst erledigt. Die Mafiosi waren nämlich Ästheten.
Jetzt, fragen sich bestimmt viele, warum beginnt Pirinçci „Deutschland von Sinnen 2“, eine Deutschland-Bilanz nach 11 Jahren seit dem Erscheinen seines gleichnamigen Kultbuches, ausgerechnet mit so etwas Belanglosem wie Graffiti, an das sich eh jeder schon gewöhnt hat. Haben wir keine anderen Probleme, hat er keinen härteren Stoff?
Doch! Aber das mit dem Graffiti soll nur beispielhaft dazu dienen, daß unsere selbst geschaffene Lebenshölle für jeden Einzelnen von uns Entwicklungen zu verdanken ist, die gleich zu Beginn hätten gestoppt werden können, wenn man sich nicht von den sogenannten Mainstreammedien aka Lügenpresse hätte einlullen und täuschen lassen. Graffiti war nämlich so etwas. Dreck, den man seinerzeit zu Kunst oder Protest gegen irgendwas stilisiert hat, aber irgendwann vergessen hat, die Veranstaltung wieder abzusagen. Ich will in diesem Buch die Mechanik des Gewöhnens an das Böse offenlegen, über den in Beton gegossenen Typ berichten, der zu dumm war, sich in dem ihn versengenden Frischbeton ständig (geistig) zu bewegen, der einfach in der Verhärtungsphase in der Bewegungslosigkeit verharrte, und nun selbst ein Teil des verhärteten Betons geworden ist.
Es begann nicht in den 60ern, sondern in den endenden 70ern. Die sogenannten 68er waren wie in jeder Generation eine klitzekleine Minderheit von geistesgestörten meist jungen Männern, deren Freundinnen im Zuge der großen Fick-Revolution von ihren Paarungskonkurrenten in Serie durchgefickt wurden, und die deshalb zwar nachts in ihr Kissen heulten, aber am nächsten Tag das Ganze wegen ihres Revoluzzer-Renommees als einen irren Fortschritt feierten. Anstatt die Fresse des Gen-Konkurrenten zu Brei zu schlagen. Ach ja, irgendeine andere Politik wollten sie auch. Aber das ist nicht so wichtig. Wer weiß schon heute, wer ein Rudi Dutschke war und was der Irre überhaupt sabbelte?
Die 70er waren die Zeit, in der der Schutt des Weltkrieg Zwo endgültig weggeräumt worden war. Nichts erinnerte mehr an den „Untergang“. Es gab keine zerbombten Gebäude mehr, keine Kriegskrüppel an jeder Ecke, vor allem aber keinen Hunger.
Naja, Opa Hannes erzählte manchmal noch vom „Kriesch“ und von dem zweiten Loch in seinem Arsch, das man ihm damals reingeschossen hatte und das in Zyklen immer noch höllisch schmerzte. Und Oma Annegret machte, wenn sie mal angetüdelt war, so komische Andeutungen, daß damals so über den Daumen gepeilt um die 120 Russen sich an ihrer Mumu gütlich gemacht hätten. Und nicht nur da …
Aber sonst … Sonst brach der Wohlstand aus. Der brach zwar schon ein Jahrzehnt vorher aus, aber jetzt so richtig. Das sah man schon an der Werbung. Die machte davon schon hälftig für Körperhygiene- und Verschönerungs-Produkte aus. Nicht gerade ein Indiz dafür, daß die Leute mit der Beschaffung des Allernötigsten beschäftigt waren. Sogar Arbeiter konnten sich ein Häuschen für die Familie bauen, sich ein Auto leisten sowieso – sogar wir Gastarbeiter – bildhübsche junge Frauen liefen in Mini- oder Post-Hippie-Maxi-Röcken rum, der deutsche Schlager ging eine Ehe mit dem französischen Chanson ein, die britische und amerikanische Musik dominierte eh alles, noch niemals zuvor konnten Kinder aus Arbeiterfamilien ein Studium aufnehmen, selbst Geringverdiener konnten plötzlich „auswärts essen“ gehen, sich zumindest eine Bockwurst und ein paar Bierchen an der Gaststätte am Fluß leisten und Rudi Carrell, Hans-Joachim Kulenkampff und Peter Alexander ließen es am Samstag und Sonntag in der Glotze so richtig krachen. Und Disco war eh das Allergrößte.
Nicht falsch verstehen. Hier spricht kein sabbernder Opa im Sterbehospiz, dem, während es ihm ohne sein Zutun dünnflüssig in die Windel rauscht, vor seinem Auge das Leben mit Hilfe eines modernen Bildbearbeitungsprogramms güldenfarben und nur die schönsten Momente der Vergangenheit algorithmusiert vorbeiziehen sieht. Im Gegenteil, ich fand das alles damals zum Kotzen!
Warum auch nicht, ich war 15, 16, 17, und jede Zelle meines Körpers versprühte Kraft und Zuversicht. Und das Alte und die Alten, ja, auch die miefige Gegenwart konnten mich mal! Mit einem Wort, ich wollte Martin Scorsese, Brian De Palma und Charles Bukowski in Personalunion sein und nicht Günter Grass mit seiner Cordhose aus der Vergangenheit oder irgendeine Null, der einer abgeht, wenn er am Rhein seine Bockwurst frißt, und der sich abends an Dieter Hallervordens „Nonstop Nonsens“ und Hans Rosenthals „Dalli Dalli“ beömmelt.
Was ich aber damals nicht wußte, war, daß ein Volk, vor allem eins mit solch einer gewaltigen Kultur und technischer Innovations- und Wirtschaftskraft, wie jedes Volk etwas Eigenes brauchte, haben mußte, einen Zugehörigkeits-Fixpunkt, einen Zusammenhalts-Style, einen – Achtung jetzt wird´s kriminell -, einen völkischen Nucleus. Etwas, daß du den anderen in deinem Land sofort als deinen Bruder oder Schwester erkennst, obwohl die eine Dirndl trägt und der andere eine Elbsegler-Mütze auf dem Kopf hat – also jetzt in der Touristenprospekt-Version gesprochen. Gleichgültig, welche Ansichten man hat, welche Lebensweise man pflegt, welche Politik man favorisiert und zu welcher Rasse man angehört, am Ende zählt nur, in welches der weltweiten vielen Mini-Universen du einst aus dem Schoß deiner Mutter geflutscht bist, in ein bestimmtes Territorium, in ein ganz bestimmtes unverwechselbares So-Sein, eine spezifische Historie und ob die Bock- oder Bratwurst zu deiner Identität gehört. Meinetwegen auch die rauschenden Wälder oder der deutsche Rap.
Viele Moslems – nicht alle -haben dieses Problem nicht. In Wahrheit kennen sie so etwas wie Nation, Heimat oder Nationalgefühl nicht (Ausnahme Türkei). Sie tun für die Wohlstandsverblödeten hierzulande nur so. Denn was soll das sein, „Syrer“? Was soll das sein, „Iraker“? Ihre Identität bezieht sich allein auf den Islam. Es ist völlig egal, ob sie in Afghanistan, Syrien oder in Gelsenkirchen leben, dort geboren oder aufgewachsen sind. Ihr einziges Zugehörigkeitsgefühl gilt uneingeschränkt der „Nation of Islam“. Jedenfalls mehrheitlich.
Was auch aus ethnologischer und völkerrechtlicher Sicht verständlich ist, denn noch vor 100 Jahren gab es diese Nationen überhaupt nicht, sondern waren nur willkürlich etikettierte Adressen von europäischen Eroberern. Siehe die sogenannten Palästinenser. Ich komme im Kapitel „Der Islam ist keine Religion“ darauf zurück.
Damals in den 70ern, als Deutschland die letzten, auch die geistigen Trümmer des Hitler-Reiches bis auf den letzten Stein entsorgt hatte, störten doch ein paar Spielverderber die Idylle. Diese nannten sich RAF, ausgeschrieben Rote Armee Fraktion. Ihre Mitglieder waren so etwas wie die heutigen GRÜNEN, nur mit Waffen. Was sie noch von den GRÜNEN unterschied, war, daß sie einen zusammenhängenden Text, sagen wir mal das Gesamtwerk von Karl Marx, die Mao-Bibel oder irgendwas von Pol Pot, in Gänze lesen und verstehen konnten – Stichwort Textverständnis –, weil sie seinerzeit zumindest in Grundzügen die beste Bildung der Welt genossen hatten. Die Bezeichnungen Aufmerksamkeitsspanne und Aufmerksamkeitsdefizit kannten zu jener Zeit nur Psychiater.
Die ebenso linksextremistischen GRÜNEN in der Jetztzeit sind dagegen nur noch fähig, in Kinder-Fernsehen-Manier Tanz- und Perversen-Videos in den Äther des Internets zu furzen, in denen auch ein paar zu Tode wiedergekäute und sinnentleerte Parolen wie Klimaschutz, Rassismus und sinngemäß „Jeder Mensch ist Ausländer“ eingeblendet werden, wobei die Korrekturfunktion des Textverarbeitungsprogramms die gröbsten Rechtschreibfehler ausgemerzt hat. Aber nicht alle. Die RAF hätte ihnen in den Arsch getreten.
Überhaupt war die RAF eine sehr menschenfreundliche linksextremistische Terrororganisation. Zwischen 1970 bis 1998 hat sie lediglich 34 Menschen ermordet, also durchschnittlich etwa 1,2 pro Jahr. Dagegen nähert sich die Mord-Flatrate bestimmter Klientel an Deutschen und Nicht-Deutschen in der gleichen Zeitspanne und gegenwärtig hierzulande einem veritablen Genozid-Niveau.
Bei all der Morderei und den Sympathiebekundungen für sie von Trotteln und Dummfotzen seitens des bürgerlich linken Lagers, die meist Schnatterwissenschaften studierten, hat man allgemein nie so richtig verstanden, was die RAF überhaupt wollte. Wenn man nämlich deren Schriften und Botschaften heute liest, was kaum möglich ist, weil sie in einer Art Marxscher Geheimsprache und für autistische Kalenderidioten im 36. Semester der Politologie verfaßt sind, kann man nur zu dem Schluß kommen, daß sie sowas Banales gemeint haben könnten: Wohlstand für alle. Aber das gab´s damals ja schon. Vermutlich halluzinierten sie von einer surrealen Super-DDR, so wie im Stile von KI-generierten Video-Clips heute, in denen die Figuren von „Herr der Ringe“ in der Redneck- und Kiffer-Version für Belustigung sorgen. Die Firma RAF hatte einfach kein innovatives Produkt anzubieten.
Das mit der RAF galt in Deutschland als die größte Gefahr seinerzeit. Wohlgemerkt, wegen der RAF fuhren damals gepanzerte Polizeifahrzeuge durch die Straßen und an fast jeder Ecke stand ein Polizist mit einer Maschinenpistole. Was für ein Aufhebens bei so einem mickrigen Mord-Output. Gäbe es ein Paralleluniversum der 70er und darin herrschten solche Zustände wie gegenwärtig bei uns, stünde an jeder Einfallsstraße ein Panzer und alle zehn Meter ein Bundeswehr-Soldat mit einer MG3 im Anschlag.
Irgendwann sind die RAF-Arschlöcher in der Versenkung verschwunden, vermutlich weil sie Ischias und Wasser in den Beinen bekamen. Und die geile Uschi Obermaier war dann irgendwann auch weg. Ja, das Alter ist unbarmherzig.
Aber dann kamen die 80er, und da ging die Post so richtig ab.
Die 80er waren die freieste, kreativste, innovativste, „diverseste“, spaßigste und geilste Epoche Deutschlands. Gestandene Machos verehrten stockschwule Sänger und Bands, es war allen scheißegal, ob du Deutscher, Ausländer oder ein Marsianer warst (z. B. David Bowie, der bestimmt einer war), schöne Frauen wurden noch schöner, indem sie ihre Outfits und Frisuren selbst kreierten und kombinierten (die Männer eher so mittel), Telefone waren nicht mehr grau, sondern bunt, am Ende sogar drahtlos, es gab jetzt „Yuppies“, naja, in Deutschland eher Yuppie-Darsteller, sahen aber trotzdem lustig aus, von Kriegsbomben verschonte alte Häuser galten nicht mehr als die modrige Hinterlassenschaft der „dunklen Vergangenheit“, sondern wurden liebevoll restauriert und renoviert, womit später das Ambiente der grün-links versifften Heuchler mit „Altbau mit Parkett“ verspottet wurde; wenn du einen „Blauen“ (100-Mark-Schein) im Portemonnaie hattest, warst du praktisch reich, die Musik- und Filmwelt explodierte geradezu vor Kreativität (nicht die deutsche Filmwelt, die war nach wie vor vom Hochamt der Film-Analphabeten von der steuergeldfinanzierten Filmförderung geprägt, also wie heute), Herrenanzüge im modernisierten Schnitt und teils mit Schulterpolstern (siehe „American Gigolo“ und Bryan Ferry: „Ich bin im Anzug auf die Welt gekommen“) und das Wall-Street-Gehabe (siehe „Reagan-Ära“) galten als irre hip, und Kate Bush sang so wie eine hysterische Frau während ihrer Periode, was sich aber superduper geil anhörte. Gleichzeitig begann der Turnschuh-Wahn, also Schuhwerk, das ursprünglich für Kinder konzipiert war, es gab plötzlich ganz andere Unterhaltungsspiele, die sich Videospiele nannten, und in Spielhöllen beschiß man sich nicht mehr gegenseitig mit Karten, sondern die Besitzer der Spelunken beschissen alle mit, genau, Videospielen.
Was man mit den knallfarbenen 80ern in Deutschland nicht so gern verbindet bzw. längst in Vergessenheit geriet, ist der allmähliche und unsichtbare Aufstieg des absolut Bösen zu jener Zeit, das kontinuierlich und final jetzt zum heutigen Fall Deutschlands geführt hat …
Im nächsten Teil: Der Aufstieg „grüner“ Ideen durch Wohlstandsverwahrlosung …
