Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit hat sich in den vergangenen Wochen die größte Revolution in der deutschen Mediengeschichte vollzogen. “bento”, der Online-SPIEGEL-Benjamin für Fridays-for-7%-Tamponsteuer-Teenies und Sitzpinkler mit Flaumschamhaar hat sich einen neuen Look verpaßt: “Weniger gelb, grün, rot. Stattdessen: viel blau. Eine andere Schrift. Alles wirkt etwas ruhiger.”

Häh, “Weniger gelb, grün, rot. Stattdessen: viel blau”? Es ist unglaublich, wieviel die AfD inzwischen an Einfluß gewonnen hat! Aber auch inhaltlich will man sich weiterentwickeln: “… kaum noch Quizartikel und Listen”. Also ich persönlich fand die Quizartikel auf “bento” bislang am besten; hab übrigens immer gewonnen.

Es ist traurig, daß erneut ein so hippes, so irre freches, so unangepaßtes, so ganz und gar gegen den spießigen Zeitgeist aufgestelltes Medium auf erwachsen machen und uns nun mit “jetzt längeren Geschichten” mit “mehr Hintergrund” langweiligen will. Ein Stück weit ein Abschied von den wilden, rebellischen Jahren, wie wenn die Kinder aus dem Haus gegangen sind, ein Abschied von Pipi und Kacka.

Ein kleiner Trost bei diesem Abschied mag es da sein, daß in der Meldung auch ein Foto von der neuen bento-Redaktion platziert ist. Ich finde zumindest drei der Frauen darauf sehen ganz fickbar aus. Immerhin.

Apropos fickbar: Am 18. 10. geht es bereits los mit den Erwachsenen-Geschichten. In dem Video-Bericht “Stella studiert Gender Studies und arbeitet nachts als Escort-Dame – wie passt das zusammen?” kommt ausführlich eben die Luxusnutte Stella zu Wort.

Meiner Meinung nach paßt das sehr gut zusammen, denn erstens sieht das Mädel Bombe aus, obgleich man ihr das Gesicht aus Anonymitätsgründen unkenntlich gemacht hat, und zweitens kriegt sie tagsüber nicht nur in der Uni was über Gender vom Pferd erzählt, sondern nachts ohne den komplexen Theorienballast  Gender ganz real reingespritzt. Mehr praxisnahes Studium geht nicht. In dem beigefügten Text steht, daß die Gute mit den zahlenden Männern “flirten” würde, obwohl sie selber im Video sagt, daß sie sich von dem “Konstrukt Mann”, mit absoluter Sicherheit auch noch in der Alter-weißer-Mann-Variante, durchbürsten lasse, bis der Arzt kommt.

Bevor wir jedoch zu Stellas Beichte und ihrer paradoxen Studienauswahl kommen, ein kleiner Break, um den Topos der Studentennutte zu erklären. Hierzu ist es unerläßlich, die im Stile eines Raymond-Chandler-Krimis verfaßte, beißend satirische Kurzgeschichte “Der Falke im Malteser” von Woody Allen aus den frühen 70ern zu erwähnen.

Da gibt es diesen sagenhaften Edelpuff voller Studentennutten in der Stadt, ein Geheimtip unter den Männern. Aber nichts Geschlechtliches findet darin statt, sondern die geilen Studentinnen bequatschen mit den Freiern hochgeistige Dinge:

“Also, ich hörte von diesem jungen Mädchen. Achtzehn Jahre. Studentin in Vassar. Für’n bestimmten Preis kommt sie und redet über jedes Thema – Proust, Yeats, Anthropologie, Gedankenaustausch (…) Ich meine, meine Frau ist ‘ne Wucht, verstehen Sie mich nicht falsch. Aber sie will sich nicht mit mir über Pound unterhalten. Oder Eliot. Ich wußte das nicht, als ich sie heiratete.”

Der das in der saukomischen Geschichte sagt, ist ein einfacher Mann, ein Arbeiter. Und damit ist ziemlich genau zusammengefaßt, was es mit dem erotischen Kult um die Studentennutte auf sich hat. Es ist eine rein proletarische Sehnsucht, eine feuchte Phantasie eines Niederstehenden über “Höhere Töchter”, großbürgerlich, gebildet, gepflegt, allerliebst und zart – und was man mit ihnen im Bett für schmutzige Dinge treiben würde. Wenn man so will geht es um Klassenkampf. Gut, daß wir das geklärt haben.

Aber hören wir uns erstmal an, wie die Off-Stimme das bento-Filmchen beginnt:

“Die Mietpreise steigen stetig, Bafög bekommt nur jeder dritte Student (Upps, heißt das jetzt nicht “Studierende”? /A.P.) – wer sich sein Studium selbst finanzieren muß und nicht nur auf seine Eltern verlassen kann oder will, braucht einen Nebenjob.”

Jaja, ist klar, die armen Studentinnen sind schon schlimm dran. Ich sehe sie ja selber immer in meinem Mittags-Café, wie sie für einen 450-Euro-Minijob als Bedienung nonstop wuseln müssen, obwohl ich mir nicht nur manchmal, sondern jedes Mal wünsche, ob sie nicht, sagen wir mal, vielleicht für 500 Euro mit mir nur ein einziges Mal …

Aber darum geht es nicht. Es geht auch nicht darum, daß Stella durch das feuchte Zusammensein mit alten, mit Viagra vollgepumpten Säcken 2000 Euro pro Nacht einstreicht, gleichwohl die Agentur, das Finanzamt und Pipapo bestimmt die Hälfte davon einstreichen. Schließlich ist sie unheimlich jung und somit das Lebenselixier eines jeden Mannes, ob jung oder alt, besitzt einen Traumkörper, und ist bestimmt inzwischen Olympionikin im Blasen. Angeblich soll jede 27. Studentin in Berlin eine Teilzeit-Nutte sein, was mich ehrlich gesagt zum Umzug in diese Scheiß-Stadt bewegen könnte.

Es geht um etwas anderes. Beziehungsweise es geht um zwei Dinge, die ach so erwachsen gewordenen Pseudo-Journalisten bei “bento” nachzuhaken vergessen.

Zunächst einmal ist das sich Durchficken-Lassen am laufenden Band von irgendeinem Wildfremden für Geld für eine junge Frau kein Job, auch kein Nebenjob. Es wird in dem Beitrag inflationär von “Sexarbeit” gesprochen, womit die Assoziation zu kohleverschmierten Kumpels im Bergwerk erzeugt werden soll. Sex bzw. die größtmögliche Nähe zu einem anderen Menschen ist jedoch elementar, viel elementarer und viel, viel intimer als Arbeit, bei der Nähe und Intimität gewöhnlich keine Rolle spielen. Sex ist wie Essen und Trinken. Man kann nur bis zu einem Punkt essen und trinken. Wenn man danach weitermacht, wird einem übel und man bekommt Schmerzen, bricht am Ende sogar zusammen.

Allerdings gibt es Menschen, die bei kuriosen Wettbewerben 30 Hamburger in kurzer Zeit hintereinander verschlingen. Sie können es, weil sie sich dazu zwingen, weil sie ihren Körper dazu zwingen, weil sie es einfach können. So verhält es sich auch bei der Hurerei. Man muß dafür geboren sein! Deshalb ist auch nur jede 27. Studentin in Berlin eine nebenberufliche Nutte. Um nebenbei etwas Geld zu verdienen, bedienen mich genau aus diesem Grund auch die restlichen 26 im Mittags-Café. Sie können halt nicht mit jedem Mann ficken, auch nicht für 2000 Euro die Nacht. Vielleicht ist jede 27. Frau eine Nutte, in welcher Geschäftsform auch immer. Wer weiß.

Stella bringt die Null-Aussage, daß sie eh Spaß am Sex hätte. Mehr oder weniger haben alle Menschen Spaß am Sex. Das soll wohl heißen das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden und dabei fette Kohle verdienen. Dem ist jedoch nicht so. Sicherlich kann man sein Hobby zum Beruf machen, aber dann wird man schnell merken, daß das Ganze in Arbeit ausartet. Und wenn frau ohne Liebe zu empfinden mit ihrer Muschi “Und täglich grüßt das Murmeltier” veranstaltet, wobei das Murmeltier des etwas gesetzteren Mannes wie in Stellas Falle erstmal mit diversen Tricks zum Aufwachen gebracht werden muß, dann schlägt der Spaß leicht in Depression um.

Danach sagt sie noch etwas sehr Schwachsinniges: “Ich habe in keinster Weise das Gefühl, daß jemand meinen Körper kauft oder meine Seele”. Also auf deine Seele scheißen deine Kunden, Stella. Sie haben keinerlei Interesse, sie zu kaufen. Was jedoch das andere Kaufgeschäft angeht, da mußt du mit Blindheit geschlagen sein. Selbstverständlich kaufen sie deinen jungen Körper, was denn sonst, etwa deine ach so liebliche Wesensart oder deine Seminararbeiten? Erinnere dich: Nachdem der letzte Gentleman ein vorzügliches Menü für 230 Euro unten im Restaurant spendiert hatte, fragte er dich oben im Hotelzimmer bestimmt, “Kann ich dich auch in den Arsch ficken?”

Nachdem der philosophische Teil in dieser Sache abgehandelt worden ist, kommen wir zum amüsanten. Und somit zum zweiten Grund, weshalb sich Stella in vielerlei Hinsicht etwas vormacht und unfreiwillig das Klischee der dummen Nuß liefert, die nur zum Ficken gut ist. Die Angelegenheit wäre einigermaßen folgerichtig, wenn sie Maschinenbau oder irgendeine Sozio-Scheiße studieren würde. Wenn sie also für einen zukünftigen Beruf lernt und nebenbei ganz praktisch ihren jungen Körper versilbert. Aber nein, sie studiert ausgerechnet Gender Studies!

In diesem Fach wird das Geschlecht nicht primär als individuelle Eigenschaft betrachtet, sondern als soziales Verhältnis einer politisch und historisch gewachsenen Gesellschaftsstruktur. Hierbei wird sogar das angeborene Geschlecht eines Menschen in Frage gestellt und lediglich als Ergebnis von Diskursen und Erziehung gesehen. Das geht so weit, daß Gender Studies das Vorhandensein eines bestimmten Geschlechts negiert bzw. als jederzeit veränderbar postuliert. Es ist eine fundamentalistische feministische Ideologie, die von einer kompletten sozialen Konstruiertheit des biologischen Geschlechts ausgeht. Das Phänomen Geschlecht soll “dekonstruiert” werden.

Wie ist es denn nun, steht Stella, die in ihrem noch so kurzen Leben mehr Sperma geschluckt hat wie andere Frauen in zehn Leben nicht, bei einer Vorlesung mit solcherlei Inhalten auf und sagt: “Also ich weiß nicht, Frau Professorin, gestern Nacht im Hotelzimmer stand dieser CIO von IBM mit seinem voll ausgefahrenen Lümmel vor mir, und gerade als ich sein Geschlecht anzweifeln wollte, da hatte ich schon die ganze Ladung im Gesicht und an den Haaren”?

Dekonstruiert Stella das Geschlecht des Geschäftsführers eines mittelständigen Unternehmens aus Baden-Württemberg im Hotel Atlantic Kempinski, während er die Stoßfrequenz erhöht und ihr ins Ohr flüstert “Na, gefällt dir das, du kleine Fotze?”

Oder fragt der Bierbrauer aus Österreich sie im Radisson Blu Hotel “Was meinst du mit ‘die – argh – Naturalisierungen – argh- der Heterosexualität – argh – wie auch der männlichen – argh – sexuellen Aktivität – argh – sind diskursive Konstruktionen – argh –?'”, weil sie gerade seinen Schwanz bis zum Anschlag im Rachen hat?

Stella sagt: “Feminismus und Prostitution kann sehr gut zusammenfunktionieren”. Natürlich können sie das, Stella, solange du brav die Beine breit machst und das dicke Feminismus-Ding der nur anerzogenen Männer ganz old school in jede erdenkliche deiner Öffnungen reinläßt.

Am Schluß des Berichts wandelt die Gendernutte fabelhaft durchgefickt aus dem Hotel in die Nacht hinaus und faselt wie jede Nutte was vom Geld zurücklegen und sparen für schlechte Zeiten. In Wahrheit wird sie die Kohle direkt am nächsten Tag für sauteure Klamotten, Schuhe und absurd kostspieliges Schminkzeug ausgeben, halt für all das Bling-Bling, wenn frau mit ihrem “Geschlecht” ihr Geld verdient. Marx hatte schon recht: “Das Sein bestimmt das Bewußtsein”.

Aber vielleicht wäre das ein neuer Zweig für “Gender und Diversity – Universität Hamburg”: Nutten gendern, damit sie nicht so viel Scheiße reden.

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