Ich erinnere mich: Vor 25 oder 30 Jahren gab es in der Öffentlichkeit eine Debatte darüber, daß Deutschland ein kinderfeindliches Land wäre, wenn nicht sogar das kinderfeindlichste Land auf der ganzen Welt. Man hielt sich an plakativen Schlagwörtern wie „Kinder müssen toben“ fest, weil Kindergeschrei und wilder Bewegungsdrang der Kleinen angeblich allgemein nicht mehr toleriert werden würden. Oder man halluzinierte von griesgrämigen bis bösartigen Omas an jeder Ecke, die Eltern wegen ungebührlichen Verhaltens ihrer Kinder ungefragt maßregelten. Zudem kam der Vorwurf der finanziellen Unterversorgung von Familien mit Kindern staatlicherseits hinzu. Als Ideal glorifizierte man Italien, wo Kinder angeblich vergöttert würden, also ausgerechnet ein Land, in dem damals schon der Geburtenrückgang noch schlimmer als bei uns wütete.
Ich weiß nicht mehr, wie diese Diskussion weiter verlaufen ist oder irgendwann ein Ende gefunden hat, es ist halt lange her. Mein Eindruck heute ist, daß sich das Thema Kinder überhaupt erledigt hat. Jedenfalls was biodeutsche Kinder betrifft, denn wo keine Kinder (oder immer weniger), da auch keine Kinderfeindlichkeit. Dagegen läuft die Kinderproduktion bei Ausländern, schon gar Moslems, wie am Schnürchen, doch die Rassismus-Keule verbietet, in dem Sektor etwas zu problematisieren, denn das Probleme-Machen scheint bei dieser Klientel sowohl finanziell als auch von ihrem Verhalten her unabhängig vom Alter zu sein.
Heute wird anders über Kinder gedacht und gesprochen, der Ton ist irgendwie schärfer, ja, eliminatorischer geworden. Gleichzeitig aber schrumpft das Thema Kinderkriegen, also jenes Thema, das früher in einem Erwachsenenleben so einschneidend war wie die eigene Geburt, bei Deutschen zu einem nebensächlichen Intellektuellen-Talk, zu etwas, über das man bei der Links-Bourgeoisie herrlich schnattern kann. Es wird immer mehr zu einem folgenlosen Lifestyle-Ding.
Da werden medial Frauen gefeiert (übrigens auch immer mehr Männer), die bekunden, daß sie ums Verrecken keine Kinder haben wollen, oder diejenigen, wenn sie Pech gehabt hatten und bereits Kinder haben, diese gruselige Erfahrung am liebsten wieder rückgängig machen würden. Zuletzt kam die Meldung herein, daß 2024 die Geburtenrate auf 1,35 Kinder je Frau gesunken sei, im Vergleich zu 2023 um zwei Prozent. Was ich nicht glaube, denn diese Zahl beinhaltet auch ausländische und paßdeutsche Frauen, die Kinder geboren haben. Man schaue nur auf die Kinderwagendichte in einer beliebigen deutschen Stadt und darauf, wer diese Wägelchen schiebt. Ich schätze die rein biodeutschen Geburten auf durchschnittlich unter 1 je Frau.
Aber damit nicht genug. Die (vorläufig) geplatzte Wahl der Juristin Frauke Brosius-Gersdorf zur Bundesverfassungsgericht-Richterin entzündete sich daran, daß sie mal irgendwann locker vom Hocker „angedacht“ hatte, Babys sogar ein paar Minuten vor der Geburt „abtreiben“ bzw. töten zu dürfen. Das Geschwafel um die Menschenwürde schenken wir uns, denn ob ein Mensch getötet werden darf oder nicht, entscheidet nicht die Druckerschwärze in einem Buch namens Grundgesetz, sondern letzten Endes und real erwachsene, will sagen bereits geborene Menschen. By the way: Feiert Frau Brosius-Gersdorf jedes Jahr ihren Geburtstag wie andere Leute? Wenn ja, warum eigentlich?
Da kommt es gut zu Paß, daß die ARD-Frau gewordene „Unsere Demokratie“ Anja Reschke neulich in einer ihrer Sendungen den Geburtenrückgang – nicht zu verwechseln mit dem Bevölkerungsrückgang, denn die Bevölkerungszahl steigt ja von Jahr zu Jahr aus bekannten Gründen – als Problem Nr. 4983 relativierte. Die Lösung sei im übertragenen Sinne vielmehr die besinnungslose Hereinholung von Ausländern ins Land, weil ja alle Menschen auf der Welt gleich intelligent, gleich fleißig, gleich tüchtig, gleich harmoniebedürftig sind und insbesondere jeder Mann auf der Welt die Frau auf keinen Fall als eine Kombination aus Sperma-Silo, Wurf-Kuh und lebendigem Thermomix betrachtet.
Mit anderen Worten, es ist völlig egal, wer in diesem Land lebt, Hauptsache Reschkes Gehalt in Top-Manager-Höhe durch Zwangsabgaben fließt pünktlich zum Ersten auf ihr Bankkonto. Dabei sieht Afghanistan so aus, wie es aussieht, weil dort Afghanen leben. Und Deutschland sieht so aus, wenn auch nur noch rudimentär, wie es aussieht, weil unglücklicherweise darin immer noch mehrheitlich Deutsche leben. Wer das nicht begreift, ist schwachsinnig.
Aber ich möchte ja gar nicht auf diese Blut-und-Boden-Sache hinaus, sondern wieder zurückkehren auf die Kinder bzw. keine-Kinder bzw. auf die freiwillige Kinderlosigkeit. Den Grund hierfür und die Mechanismen dahinter kann uns am besten Till Reiners in diesem YouTube-Video erklären, das während eines Auftritts von ihm aufgenommen worden ist.
Reiners ist ein Haltungs-Komiker wie er im Buche steht, der allerdings sein Repertoire in seiner berufsjugendlichen Art als sowas wie Rumblödeln in der Unimensa rüberbringt. Er würde uns auch das Niederbrennen des Kölner Doms à la Notre-Dame durch Moslems als einen Gag verkaufen, wenn der grün-linke Zeitgeist es verlangte. Wie jeder Komiker, der aktuell herumgereicht wird, besitzt er eine originelle Masche, das muß man ihm lassen. Sein Publikum besteht aus völlig unpolitischen und 150-prozentigen biodeutschen Realschulabschluß-oder-Abitur-mit-Ach-und-Krach-Almans, die seine flauen Witze über Friedrich Merz zum Brüllen komisch finden. Ausländer würden die gar nicht verstehen, weil sie, ich gebe zu, auf eine taz-artige Art zu intellektuell sind.
Nun zu seiner Masche. Till Reiners tut immer so, als seien seine Sprüche irre inkorrekt, ja, der Gipfel der frechen Aufmüpfigkeit. Sein Publikum findet das total befreiend, crazy und lustig, weil a) es nicht so schlau ist wie er, b) sich nicht den ganzen Tag wie er in einer grün-linken Blase bewegt und ständig abcheckt, was gerade zeitgeistmäßig erlaubt ist und was nicht, und c) es so etwas Ähnliches wie „Ich bin katholisch, meine Frau evangelisch – ich habe sie trotzdem geheiratet!“ noch für einen irre mutigen und sensationellen Tabubruch hält. Dabei ist alles, was er von sich gibt, längst Common Sense in seinem halb-kommunistischen Juste milieu. Mit einem Wort, Reiners verkauft altes Brot so, als sei es gerade frisch aus dem Ofen gekommen.
Und so legt er gleich los, daß er jetzt 40 sei und in einer Gesellschaft lebe und „gespiegelt“ bekomme, man solle Kinder haben. Was für eine Gesellschaft meint er? Die aus den 60ern oder 70ern? Denn schon in den 80ern hat sich kein Schwanz mehr für sowas interessiert. „Wie fühlt sich das für einen an?“, fährt er fort und legt eine große Pause ein, um dann herauszuschreien „Phantastisch!“
Er begründet dieses phantastische Gefühl damit, daß er im Gegensatz zu den armen Teufeln, die Kinder haben, mehr Zeit habe. Das ist überhaupt sein Leitmotiv in dem ganzen Gig, Zeit, Freizeit für sich zu haben, offenkundig die letztgültige Weisheit eines Gurus, der Sinn des Lebens schlechthin. Er reitet darauf richtig rum. Was natürlich eine dreiste Lüge ist. Ein Typ wie er, der gerade so einen guten Lauf hat, hat in Wahrheit alles andere, aber bestimmt keine Freizeit. Entweder steht er täglich auf einer Bühne oder hockt bei seinem Steuerberater, um die eingesammelten Millionen für sich zu behalten.
Dann macht er aber einen Riesenfehler. Und weil das Publikum es für eine Pointe hält und darüber lacht, geht die dramatische Tragweite des Gesagten scheinbar unter. Aber nur scheinbar. In Wahrheit hallt es während der ganzen Vorstellung unterschwellig wie ein kaum sichtbares Glühen in den Köpfen weiter.
Als er 23 gewesen sei, sagt er, hätte er eine Freundin gehabt, bei der es kurzzeitig so ausgesehen habe, als wäre sie schwanger. Es stellte sich jedoch als Fehlalarm heraus, was er „super“ findet.
Und jetzt kommt das große Drama, das tief reingeht und das das Publikum zwar mit Lachsalven quittiert, weil es ja für eine lustige Show bezahlt hat, sich aber seinen Teil dabei denkt. Das Ding ist eben sehr emotional und berührt jedermann und -frau existentiell.
Der lustige Till sagt, daß der (nicht existente) Michael heute 17 Jahre alt gewesen wäre, und einmal im Jahr würde er gucken und sich fragen „Hätte ich jetzt Bock auf Michael?“ Und antwortet sich selbst „Nee, gar nicht!“: Buuummm!
Wieso nicht? Wo ist da der Witz? Was hat dir Michael getan, Till? Ein Kind ist ja nicht irgendwas. Es ist ja nicht so etwas wie ein verregneter Urlaub vor 17 Jahren oder Schulden, die man damals jahrelang abbezahlen mußte. Ein Kind ist ein besonderer Mensch, ein naher, so nah wie es mit anderen Menschen nicht möglich wäre, nicht einmal mit der Frau, mit der man es gezeugt hat. Man muß schon ziemlich krank in der Birne sein, um so etwas unter Gegröle zu beklatschen. Ich würde mir in den Kopf schießen, wenn mein geliebter Sohn plötzlich nicht mehr existierte. Und ich sage auch am Schluß, warum.
Natürlich ist das alles nur Spaß, Michael gibt es gar nicht. Aber der Till hört mit dem Gedankenspiel nicht auf, treibt es stattdessen in der weiblichen Variante auf die Spitze. Da gibt es nämlich in seiner fiktiven Familie noch die fiktive 12-jährige Sophie. Und Reiners erzählt voller Lust von der fiktiven Familienkatastrophe, als Sophie sich ein Saxophon wünschte und dann aber schnell die Lust daran verlor wie damals bei der Oboe. Schlimm, oder? Pipi-Problemchen mit Kindern als durchschlagendes Argument fürs Keine-Kinderkriegen.
Manche würden ihn für seine Haltung für egoistisch halten, sagt er. Aber Kinderkriegen wäre ja auch egoistisch. Aha. Nein, Till, du bist nicht egoistisch, du bist nur eine arme Wurst. Weil du bei der ganzen Possenreißerei in Sachen Familie ein Wörtchen ausläßt: Liebe, bedingungslose Liebe.
Was das Auslassen von Wörtern betrifft, verrät er gleich darauf noch unfreiwillig, wes Geistes Kind er ist, nämlich das der linksextremistischen Dekonstruktion von Familie und des seit Jahrtausenden bewährten Konzepts von Vater, Mutter, Kind. Er sagt „Wir alle kommen auf die Welt, ja, super schutzlos, und wir sind total angewiesen darauf, daß die anderen sich um uns kümmern …“
Welche anderen? Die Feuerwehr? Der Paketbote von Amazon? George Clooney? Ah, jetzt weiß ich´s: Er meint Eltern, was ihm aber nicht über die Zunge kommen will, weil das Wort Eltern aber sowas von altmodisch, ja geradezu rechts und, sagen wir es ganz offen, auch nazi klingt.
Besser wäre ein Kollektiv, am besten ein schwul-lesbisches Kollektiv, das sich des Kindes annimmt und es solange aufpäppelt, bis es von ganz allein zur Klima-Demo und zur LGBTQ-Parade marschiert. Denn im weiteren Verlauf bezeichnet er Familie als Stockholm-Syndrom und Eltern, vielleicht auch die Verwandtschaft, aus der Sicht des Kindes als „Fremde“. Da vergeht einem wirklich der Appetit aufs Kindermachen.
Lieber Till Reiners, ich danke dir für die Steilvorlage. Und aus lauter Dank dafür verzichte ich auf ein Schlußwort. Dieses soll ein anderer in musikalischer Form schreiben. Es gibt diesen einen wunderschönen Pop-Song mit dem Titel „Little Wonders“; dessen Lyrics und das Video dazu füge ich unten hinzu. Überraschenderweise ist es kein Liebeslied für eine Frau, einen Mann oder ein Kind. Das Lied handelt von Kleinigkeiten, von Momenten, von Stunden, ja, von kleinen Wundern, die uns manchmal im Leben begegnen und die wir unter dem Oberbegriff Glück zusammenfassen. Was unser Leben ausmacht halt. Vielleicht auch Familie und Kinder.
Du bist Künstler, Till, du kannst dich in menschliche Seins-Zustände viel besser und intensiver hineinfühlen als Normalos. Auch in das, was nicht existiert – und nicht geboren wurde. Hör dir den Song an und stelle dir dabei vor, wie Michael und Sophie irgendwo stehen und dich dabei anschauen. Vielleicht denkst du dir dabei „Was soll der Scheiß?!“
Vielleicht mußt du dann aber auch weinen.
Little Wonders von Rob Thomas
Lass los,
Lass es von deinen Schultern fallen
Weißt du nicht,
dass das Schlimmste vorbei ist?
Lass es zu
Lass dich von deiner Klarheit bestimmen
Am Ende werden wir uns nur daran erinnern
wie sich alles mal angefühlt hat.
Unsere Leben sind
In diesen kleinen Stunden entstanden
Diese kleinen Wunder
Dieses Auf und Ab des Schicksals
Die Zeit spielt keine Rolle
In diesen kleinen Stunden
Diese kleinen Stunden bleiben
Lass es davongleiten
Lass deine Sorgen hinter dich fallen
Lass es glänzen und strahlen
Bis du alles um dich herum fühlen kannst
Und es macht mir nichts aus
Wenn ich es bin, an den du dich wenden musst
Wir kriegen das hin
Das was in unserem Herzen ist – das zählt am Ende
Alles was ich bereue,
wird irgendwann weggespült sein
aber ich kann nicht vergessen,
wie ich mich jetzt im Moment fühle.