TEIL I
Das dürfte bekannt sein: Jugendüberschuß oder Youth Bulge ist ein von Gary Fuller erstmals 1995 verwendeter Begriff, der die überproportionale Ausstülpung (bulge) der demographischen Alterspyramide in einer Gesellschaft bezeichnet. Nach Fuller liegt ein youth bulge überall dort vor, wo die 15- bis 24-Jährigen mindestens 20 Prozent bzw. die 0- bis 15-Jährigen mindestens 30 Prozent der Gesamtgesellschaft ausmachen.
Nach Gunnar Heinsohn entstehen durch youth bulges die Voraussetzungen für Bürgerkrieg, Völkermord, Imperialismus und Terrorismus. Wenn große Teile der männlichen Jugend zwar ausreichend ernährt sind, aber keine Aussicht haben, eine angemessene Position in der Gesellschaft zu finden, stehe ihnen als einziger Weg die Gewalt offen. Politische Herrscher und religiöse Fanatiker, so Heinsohn, instrumentalisierten diese demographische Charakteristik der Bevölkerung, um die überschüssige (männliche) Jugend als Kanonenfutter zu opfern.
Was Fuller und Heinsohn übersehen, ist, daß es in den letzten Jahrzehnten in westlichen Wohlstandsgesellschaften, in einem grotesken Ausmaß jedoch insbesondere in Deutschland ein ähnliches Phänomen wie Youth Bulge entstand, nämlich ein Youth Blöd, das ebenfalls zerstörerische Folgen für Gesellschaft zeitigt.
Doch zuvor müssen wir definieren, was eine Wohlstandsgesellschaft überhaupt ausmacht. Reiche Gesellschaften entstehen in der Menschheitsgeschichte erst mit der “Entdeckung” und Anwendung von Ackerbau und Nutztierhaltung.
Der Wildbeuter vor dieser Ära lebte sprichwörtlich von der Hand in den Mund und konnte sich kaum Vorräte anlegen. Selbst wenn man ihm Goldbarren und teure Villen mit Swimmingpool geschenkt hätte, hätte er damit nichts anfangen können, weil er ständig auf Nahrungssuche war. Und Nahrung gab es nicht zu kaufen. Er besaß nur das, was er am Leibe trug und ein paar Werkzeuge und Waffen. Die meiste Zeit war er auf Wanderschaft.
Allerdings lebte er viel gesünder und streßfreier, als der spätere Bauer, da er sich quasi am reichgedeckten und abwechslungsreichen Tisch der Natur bediente und im Durchschnitt etwa nur 4 Stunden am Tag arbeitete. Nachteil: Die Nahrung, die der Wildbeuter erbeutete, sammelte oder zufällig fand, war 1:1, will heißen sie ließ sich nicht vervielfältigen und reichte nur für ihn selbst und seine Familie und im weitesten Sinne vielleicht noch für seine Sippe. Außerdem lebte er nur eine kurze Zeitspanne.
Die erste Revolution der Menschheit findet erst mit der rasenden Verbreitung von Landwirtschaft und Viehzucht statt.
Wenige Menschen konnten nun für viele Menschen Nahrung herstellen bzw. vervielfältigen, so daß die Letzteren von der Bürde der andauernden Nahrungssuche entlastet wurden. Volle Kornkammer und große Viehbestände bedeuteten sozusagen die Loslösung von der Affenhorde, in der jeder mehr oder weniger “gleich” und für sich der Nahrung hinterherjagt, und die Schaffung von Etwas-Mehr, was man nicht direkt zum Überleben braucht: Wohlstand (folgerichtig entsteht auch zur selben Zeit die leidige Sache mit der Steuer, weil jetzt ein Überschuß da ist, dessen einen Teil der institutionalisierte Raub, als Herrschafts- oder Königsrecht verbrämt, für sich beansprucht).
Das hieß aber nicht, daß diejenigen, die nicht unmittelbar mit der Herstellung von Nahrung beschäftigt waren, nun die Füße hochlegen und ganzjährig Urlaub machen konnten, denn die eingesparte Zeit durch das Ende der aufwendigen Nahrungssuche und die Herstellung des Überschusses gab es nicht umsonst.
Die Menschen spezialisierten sich. Zu Handwerkern, Infrastruktur- und Bau-Leuten, Militärs, Künstlern usw. Dabei umgaben sie sich immer mehr mit Dingen und verfolgten immer mehr Aktivitäten, die man für das nackte Überleben nicht brauchte. Bekleidung war bald nicht bloßer Körperschutz gegen Hitze und Kälte, sondern drückte Rang, Geschmack und Persönlichkeit des Trägers aus. Und man unternahm eine Reise nicht deswegen, weil am Ziel reiche Jagdgründe winkten, sondern weil man etwas anderes oder Interessantes sehen wollte.
War dieser Wohlstand noch vor 180 Jahren mehr oder weniger noch für eine kleine begüterte Elite reserviert, so änderten sich die Verhältnisse nach der zweiten, der industriellen Revolution grundlegend. Jetzt konnten Waren seriell und zu einem erschwinglichen Preis produziert werden, so daß nach und nach ein Großteil der Menschen am Wohlstand teilhaben konnten. Wobei unter Wohlstand nicht allein die Erlangung materieller Güter zu verstehen ist, sondern auch Annehmlichkeiten wie fließendes Wasser im Haus, Elektrizität, Kanalisation, medizinische Betreuung usw., alles Dinge, die in früheren Zeiten nicht nur nicht selbstverständlich gewesen waren, sondern unvorstellbar.
Heute lebt ein Sozialhilfeempfänger, was die durch den Wohlstand resultierenden Segnungen anbelangt, besser als ein König seinerzeit, dementsprechend auch länger.
Die Sache mit dem Wohlstand besitzt nur ein paar Haken.
Zum einen wissen die meisten Menschen, die in diesen Wohlstand hineingeboren sind, nichts über dessen Ursprung und Funktionieren. Sie glauben, so sei nun einmal die (westliche) Welt, und selbst wenn sie sich in ihren kontemplativen Stunden vor lauter Zivilisationsfrust in die Existenz des Wildbeuters zurückträumen, so setzen sie unbewußt voraus, daß diese “nackte” Existenz nichts an ihrem wohlstandsbedingten Wohlergehen ändern werde. Dabei hat der Wildbeuter bereits wegen eines Beinbruchs oder eines verrotteten Zahnes das Zeitliche gesegnet.
Das beste Beispiel für solcherlei geistige Sehstörung ist die Einstellung der Deutschen zur Energiegewinnung, die man sich künftig als eine Art Pilze-Sammeln im Wald vorstellt, das heißt als etwas, das die Natur dem Menschen schenkt.
Moderne Energie, also eine durch Hochtechnologie erschaffene gewaltige Kraft, die überall, jederzeit, gleichmäßig und stufenweise regulierbar und beziehbar ist, kann für 83 Millionen Menschen aus physikalischen Gründen nur aus Kraftwerken generiert werden. Die Gewinnung von Energie aus Sonne- und Windkraft ist eine Museumstechnologie, weil der Quellfluß von Launen der Natur abhängt und eben nicht überall, jederzeit, gleichmäßig und stufenweise regulierbar zur Anwendung kommen kann. Außerdem ist diese Energie in einer Größenordnung, die von unserer “Geräte-Gesellschaft” nachgefragt wird, nicht speicherbar.
Zudem müßte Deutschland flächendeckend ausschließlich mit Windrädern und Solarmodulen zugeschissen werden, um die jetzige Menge an verbrauchtem Strom zu generieren, wobei jedoch das System trotzdem in der Nacht und bei Windflaute komplett ausfallen würde. Das ist auch der simple Grund, weshalb man irgendwann Getreide nicht mehr in Wind- oder Wassermühlen mahlte und diese durch Motormühlen ersetzte.
Dennoch haben die Deutschen mehrheitlich nichts dagegen, daß ihre Kraftwerke eins nach dem anderen abgeschaltet und abgerissen werden und sie immer horrender werdende Preise für die Schwindel-Energie zahlen müssen, gegenwärtig die höchsten der Welt. Es ist die gleiche Schimäre von dem erträumten Wildbeuter-Leben im Paradiesgarten mit allen Annehmlichkeiten der Wohlstandsgesellschaft: Energieerzeugung mit null Rückständen und null Konsequenzen für den Wohlstandsbürger.
Warum ist das so?
Eine entscheidende psychologische Komponente ist, daß, obwohl der Strom durch das oben Beschriebene künstlich verknappt wird und als Ausgleich immer mehr aus dem Ausland eingekauft werden muß, in Wahrheit noch gar nichts Gravierendes passiert ist! Sowohl die Sache mit der (Kraftwerk-)Energie als auch das nächste Abschaffungsobjekt Auto und als übernächstes die komplette Industrie sind ja weiterhin in Betrieb, als sei nix passiert. Okay, man muß heutzutage dafür etwas tiefer in die Tasche greifen, als früher, aber dafür hat man ja immer noch den gewissen Wohlstand und kann es sich (noch) leisten, aus Kinderbüchern und Daniel-Düsentrieb-Comics entnommene Phantasiekonstruktionen hochleben zu lassen.
Eine erste Ahnung davon, wenn das Wohlstandsleben plötzlich auseinanderbricht, erhalten die Leute aktuell durch die regierungspolitischen Maßnahmen der Corona-Hysterie. Eine Art Depressions-Trance tritt ein und man spürt allmählich, wie das Leben ohne das sich unablässig drehende und offenkundig wie von Geisterhand in Schwung gehaltene Wohlstandsrad aussehen könnte.
Aber nur ein bißchen. Denn auch dieses fade Leben ist noch erträglich, wird durch Sicherheitsnetze wie die Zerstreuungen durch diverse digitale Angebote und versorgungstechnisch durch anscheinend aus einer Deus ex machina gezauberten Milliarden und Billionen vom Staat angenehm betäubt. Man kann sich weiterhin der Illusion bzw. dem Paradoxon hingeben, in einer Sowohl-als-auch-Welt zu leben, als Wohlstandsbürger mit Spülmaschine, Internet und der Speiselieferung per Boten aus dem exotischen Lieblingsrestaurant und gleichzeitig als ein halluzinierter Wildbeuter, der die Forelle mit bloßer Hand aus dem Bach fischt und direkt am Bergquell seinen Durst löscht. Wie gesagt, noch ist ja nix passiert.
Diese Blaupause, dieser Psycho-Trick war stets die Vorgehensweise der GRÜNEN gewesen, eine Ansammlung von Bildungsversagern, Spinnern, Nichtsnutzen, Kriminellen, Doofen und Blöden, die durch mediale Unterstützung ein seltsames Grün-Doppeldenk in Köpfen ihrer meist beim Staat angestellten Klientel, insbesondere der dortigen Frauen pflanzten und doch durchblicken ließen, daß sich an dem Wohlstands-Ding nichts ändern werde. In einem Bild: Deutschland ist deindustrialisiert und alle leben von Schafszucht, natürlich auf die biologische Methode. Doch trotzdem fliegt man weiterhin nach Südamerika, um Maya-Pyramiden mit dem i-Phone zu photographieren.
Der Beweis: “Keine Digitalisierung des Fernsprechnetzes / Keine Dienste- und Netzintegration im Fernsprechnetz (ISDN) / Keine Glasfaserverkabelung (Breitband-ISDN).” “DIE GRÜNEN sind für Boykottmaßnahmen gegen Erzeugnisse der IuK-Industrie (Informations- und Kommunikationstechnik) …” Programm der GRÜNEN 1987, Seite 42. Zudem wurde ihren Mitarbeitern damals verboten, PCs zu benutzen und später Handys.
Wäre es also zu jener Zeit nach den GRÜNEN gegangen, hätten wir auf dem digitalen Sektor nordkoreanische Verhältnisse bzw. keinen Wohlstand mehr. Es ist deshalb sehr interessant, zu beobachten, ob die lustigen Ansagen wie “Kraftwerke weg”, “Autos mit Verbrennungsmotor weg”, “Industrie weg” usw. bis zum bitteren Ende durchgezogen werden.
Nochmal: Bis jetzt ist ja alles mehr oder weniger beim Alten geblieben. Auch Hummer-essen auf Staatskosten auf Malta, nachdem die grüne Hamburger Landesvorsitzende und Justizsenatorin sogenannte Flüchtlinge an der Reling beklatscht hat, und das Rasen auf der Autobahn mit 177 km/h, obwohl der rasende grüne Umweltminister Baden-Württembergs gleichzeitig für ein Tempolimit kämpft. Sich von den Vorzügen des Wohlstands zu verabschieden, ist nun einmal unmöglich. Das hätte ihnen auch der alte Wildbeuter sagen können.
Der zweite Haken am Wohlstand ist, daß er sich herumspricht. In früheren Zeiten wurden Völker, die als reich galten, irgendwann von kriegerischen Neidern, die aus sich heraus keinen Wohlstand schaffen konnten, überfallen, geplündert, versklavt, besetzt oder annektiert. Das war jedoch die denkbar schlechteste Methode, um an den Wohlstand des Objekts der Begierde ranzukommen. Denn dabei ging man fälschlicherweise davon aus, daß der zu raubende Wohlstand so etwas wie eine vollgefüllte, aber statische Schatzkammer sei und nichts mit dem Lebenskonzept derjenigen zu tun habe, welche die Schatzkammer täglich neu füllten. Zerstörte man jedoch dieses Lebenskonzept, physisch oder mental, gab es auch keinen zu raubenden Wohlstand mehr.
Heute ist man klüger. (Westliche) Wohlstandsgesellschaften werden nicht mehr überfallen, sondern von den Wohlstandsversagern infiltriert. Auch untereinander.
Obwohl Deutschland während des Zweiten Weltkrieges in Europa Furcht und Schrecken verbreitet hatte, wurden ausgerechnet die Deutschen nach dem Krieg zum europäischen Vorbild. Das lag daran, daß Deutsche offenkundig so etwas wie ein Wohlstands-Gen besaßen und fleißig, diszipliniert, unnachgiebig, kaum korrumpierbar und im Durchschnitt sehr schlau waren.
Zu Beginn wurden die Deutschen noch um ihrer prosperierenden Wirtschaft beneidet, die es sich sogar leisten konnte, aus südeuropäischen Ländern, später aus dem Balkan und der Türkei Gastarbeiter zu beschäftigen. Hier konnten sich selbst gewöhnliche Arbeiter ein Auto leisten und schon zu ihren aktiven Lebzeiten ein Häuschen bauen. Alles war sauber, alles funktionierte wie ein gut geöltes Uhrwerk, und sogar sich widerstreitende Politiker und Parteien hatten nur den Wohlstand des Volkes vor Augen …
Im zweiten Teil wird aufgezeigt, wie Wohlstandsversager immer mehr die Herrschaft über die Wohlstandserzeuger übernahmen und in Zukunft nur sie in Wohlstand leben werden.