Es sind gar nicht mal die spektakulär eindringlichen Texte, welche eine eiskalte Geisteshaltung verraten, und es sind auch nicht die Hammerinterviews, die einem den Atem rauben und die Verkommenheit eines Charakters (in diesem Falle zweien) bloßstellen. Nein, es sind oft die unaufgeregten, jene, die zustandsbeschreibend daherkommen, ja, im Gewand der Sachlichkeit auftreten, und gerade damit unangenehme Tatsachen frech umlügen.
Ich weilte vor zwölf Jahren oder so wegen einer Lesung in Ludwigshafen, und als ich in die Stadt ging, um mir ein Restaurant fürs Mittagsessen auszusuchen, traute ich meinen Augen nicht. Sie sah aus wie ein Scheißhaus, dessen Benutzer noch im vollen Gange sind. Alle Nase lang kamen einem Junge Moslem-Machos erhobenen und aggressiven Hauptes auf der Fußgängerzone in Achter-Gruppen entgegen, allerdings nebeneinandermarschierend, ohne auch nur eine Andeutung zu machen, daß sie dem Entgegenkommenden ausweichen wollen. Die ganze Gegend war gespickt mit Kopftüchern und Schleierpinguins, und das Sprachgewirr der meist prekär wirkenden und offenkundig keinerlei Arbeit nachgehenden Lustwandler um einen herum erinnerte eher an die “Vielfalt” von Babel, als an die Tonalität in einer deutschen Stadt.
Im SPON gibt es jetzt ein Interview mit Eva Lohse (CDU), die seit 2002 Oberbürgermeisterin der Stadt Ludwigshafen ist und 2009 Präsidentin des Deutschen Städtetages wurde. Auf den ersten Blick geht es darin um nüchterne Informationen über den Elendszustand deutscher Städte und Kommunen und ob der Bund bei den horrenden Sozialkosten ihnen mehr unter die Arme greifen sollte blablabla. Und doch offenbart das Gespräch gleichzeitig, in welch niederträchtiger Art und Weise Interviewer und Interviewte rasch, ja, schier schlafwandlerisch und geradezu in einem telephatischen Arrangement auf die angebliche Hauptsorge der einheimischen Bevölkerung in den Städten gelangen, formuliert in der Frage: “Fürchten Sie, daß es zu noch mehr Übergriffen gegen Flüchtlingsunterkünfte kommen wird?” Exakt, damit beschäftigen wir uns nämlich den ganzen Tag, mit dem uns den Schlaf raubenden Problem Nr. 34581. Aber eins nach dem anderen. Am Anfang des Gesprächs versteckt sich bereits ein kleiner Schwindel:
“SPIEGEL ONLINE: Frau Lohse, der Bund und die Länder melden Steuereinnahmen in Rekordhöhe, aber viele Städte, wie Ludwigshafen, klagen trotzdem über stetig wachsende Schulden. Wie kommt das?
Lohse: In Ludwigshafen zum Beispiel gehen die Schulden auf eine Zeit zurück, in der die Chemie Tausende von Arbeitsplätzen abgebaut hat. Heute haben wir, etwa durch Zahlungen des Chemiekonzerns BASF, wieder hohe Gewerbesteuereinnahmen, aber eben auch hohe Sozialausgaben … Alleine die Sozialausgaben in Ludwigshafen sind in den vergangenen fünf Jahren um 35 auf 176 Millionen gestiegen. Jetzt kommen auch noch wachsende Belastungen durch Flüchtlinge hinzu.”
Finde den Fehler! Der versteckt sich in den Zeitangaben. Die Eva impliziert, daß der Wechselbezug zwischen Schulden und Sozialausgaben in Ludwigshafen mehr oder weniger “in den vergangenen fünf Jahren” in Erscheinung getreten sei, und zwar als “die Chemie Tausende von Arbeitsplätzen abgebaut hat”. Wann das genau war, wird nicht genau erwähnt, sondern lediglich etwas von “gehen die Schulden auf eine Zeit zurück” gesprochen. So soll vorbereitend der Eindruck entstehen, daß die verzweifelte Finanzsituation von Ludwigshafen im Kerne die böse “Chemie” verursachte, indem sie all die Kopftuchartigen und Isch-fick-deine-Mudder!-Machos, selbstredend samt und sonders Chemielaboranten, wenn nicht sogar Professoren für neuartige synthetische Kunstfaser, seinerzeit feuerte. Der Gag: Das war nicht vor fünf Jahren, sondern vor Jahrzehnten, bevor Lundwigshafen eine ausländische Stadt wurde.
So, damit haben sich eigentlich schon sämtliche Sorgen der städtischen Deutschen in Bezug darauf, was eigentlich der Sinn und Zweck des “Deutschen Städtetages” ist, dessen Mitglieder von Steuergeldern mit Managergehältern versorgt werden, erledigt. Was der gemeine Deutsche nämlich nicht weiß, ist ein gut gehütetes Geheimnis. Der Deutsche Städtetag ist in Wahrheit gar nicht für deutsche Städte oder diese ekelhaften Deutsche zuständig, sondern ausschließlich für Araber, Albaner, Afrikaner und andere Chemiker, die vorgestern in Ludwigshafen aus dem Bus gestiegen sind. Der SPIEGEL-Heini ist der gleichen Meinung, und bevor er sich mit den langweiligen Problemen der städtischen Einheimischen, welche allesamt in 23-Schlafzimmer-Villen mit Swimmingpool leben, lange aufhält, vertieft er sich mit der “Präsidentin des Deutschen Städtetages” in die Details dessen, was ihn und die komplette SPIEGEL-Redaktion Tag und Nacht umtreibt:
“SPIEGEL ONLINE: Der Bund hat erst kürzlich zugesagt, den Kommunen mehr Geld für die Unterbringung von Flüchtlingen zu zahlen, eine Milliarde Euro allein in diesem Jahr.
Lohse: Es ist gut, daß der Bund zugesagt hat, sich dauerhaft und strukturell zu beteiligen. Zum Beispiel bei Integrationskursen, die sind seine Aufgabe. Nur müssen wir diese auch flächendeckend anbieten können.”
Klar, ohne die leckeren Integrationskurse, durch die sich so manch einer von der Asyl- und Migrationsindustrie inzwischen tatsächlich eine 23-Schlafzimmer-Villa mit Swimmingpool hingestellt hat, sind die flüchtenden Chemiker, die nur noch Lesen und Schreiben zu lernen brauchen, völlig aufgeschmissen. Unsereiner hat damals noch in ein Deutschbuch reingeguckt, um sich die Sprache des Gastlandes einzuverleiben, und gleich nach einem Tag nach der Ankunft eingesehen, daß dieses Fleckchen Erde in allem besser, fortschrittlicher und freier ist, als die Heimat, wo an jeder Ecke ein Typ in Herrgottsfrühe was vom Allah blökte. Aber da der gegenwärtige Deutsche das Geld nur so kackt und gar nicht mehr weiß, wohin damit, sei ihm der Luxus gegönnt, eine Milliarde Euro dafür auszugeben, dem wie bekloppt geflüchteten Eritreer unter Anleitung eines astrein bezahlten Deutschkenners in intensiven Rollenspielen beizubringen, daß es hierzulande nur zu partiell Erfolg bringt, einer Frau die Frage “Fickificki?” zu stellen, um an ein erotisches Highlight zu gelangen. Da macht der Deutsche Städtetag alles richtig.
Dennoch reicht dem SPIEGEL-Kümmerer, der anscheinend vor Sorge um den sakralen Flüchtling wahnsinnig wird, das alles nicht. Er will von der Präsidentin deutscher Städte, was eigentlich ganz schön rassistisch klingt, jetzt endlich Tacheles wissen.
“SPIEGEL ONLINE: Fürchten Sie, daß es zu noch mehr Übergriffen gegen Flüchtlingsunterkünfte kommen wird?
Lohse: Jeder muss auf seiner Ebene alles tun, damit so etwas nicht passiert. In Städten wie Ludwigshafen, Stuttgart oder Mannheim haben die Menschen seit vielen Jahren gelernt, mit Migranten zu leben.
SPIEGEL ONLINE: Ohne Konflikte?
Lohse: Trotzdem gibt es Befürchtungen, weil wir fast nur noch alleinstehende Männer zugewiesen bekommen und keine Familien mehr. Wenn Sie 50 junge Männer in einem Gebäude unterbringen, kann das immer konfliktträchtig sein.”
Natürlich könnte man an so eine Städte-Präsidentin, die ihr Gehalt weiterhin nicht aus Albanien oder Eritrea bezieht, auch zunächst einmal diese Frage stellen: “Fürchten Sie, daß es zu noch mehr Übergriffen gegen Deutsche durch Flüchtlinge und andere Ausländer kommen wird?” Aber das wäre rechtsradikal, allein der Gedanke daran. Zudem völlig aus der Luft gegriffen. Es gibt von der anderen Seite aus, also von der guten migrantischen, keine Vergewaltigung deutscher Frauen, keine bestialischen Morde an Deutschen, keine Messer-Verköstigungen für Deutsche, keine Drangsalierungen und Einschüchterungen der Deutschen durch moslemisches Herrenmenschengetue, nein, das alles gibt es nicht, und selbst wenn es sie gäbe, ist dafür der Deutsche Städtetag nicht verantwortlich, sondern ein Richter mit dem Nachnamen Bewährung.
Auch total informativ, was die Männerwissenschaftlerin Eva über das angeborene Verhalten von 50 jungen Männern in einem Gebäude zu erzählen weiß: “Wenn Sie 50 junge Männer in einem Gebäude unterbringen, kann das immer konfliktträchtig sein.” Echt jetzt? Gut, wir sind durch diese Internat-Filme immer ziemlich verarscht worden, bei denen Hunderte von jungen Männern in einem “Gebäude” eigentlich ganz friedlich miteinander ausgekommen sind. Und auch aus den Studentenwohnheimen für Männer, von der damaligen Bundeswehr oder seinerzeit aus den Werksunterkünften für männliche Gastarbeiter wie bei meinem Vater, wo sich zehn junge Männer eine schäbige Küche und ein Klo teilen mußten, haben wir nie vernommen, daß da ständig gemessert, in die Dusche gekackt, das funkelnagelneue Mobiliar auseinandergenommen, gedealt, demoliert, randaliert und die einheimische Umgebung belästigt und terrorisiert wurde. All diese Nachrichten über “junge Männer in einem Gebäude” wurden uns also in jenen Tagen vorenthalten. Jetzt kommt die Wahrheit ans Licht, und die Konsequenz ist klar: Jeder junger Mann, schon gar wenn er sich im Stadium der abgeschlossenen Flucht befindet, benötigt eine Doppelhaushälfte für sich allein. Da liegt noch viel Arbeit vor dir, Deutscher Städtetag!
Am Ende des Interviews nimmt sich der SPIEGEL-Checker doch noch eines Themas an, das den städtischen Deutschen unter den Nägel brennt und überrascht die Präsidentin mit Folgendem:
“SPIEGEL ONLINE: Eine Entfremdung zu städtischen Wählern sehen Sie nicht, zum Beispiel beim Thema Homo-Ehe?”
Ich finde die Frage ziemlich gemein, wo doch fast alle deutsche Männer eh verschwult sind und keine geistigen Spreizungen von so einer CDU-Tante mehr brauchen. Die hat schon genug Arbeit mit den Flüchtlingen. Vielleicht könnte man das eine mit dem anderen auch kombinieren. Sagt sie doch selbst: Wir bekommen fast nur noch alleinstehende Männer zugewiesen. Besser geht’s nicht!